Wir haben mittlerweile schon einige Beiträge zum SAP MFS mit SAP EWM veröffentlicht. Von den Grundlagen über die Anbindung des Systems bis zu den Lagerleitstandsfunktionen. Heute möchten wir das Materialflusssystem jedoch mal grundlegend hinterfragen:

Welche Vorteile bringt die MFS-Lösung der SAP eigentlich im Gegensatz zu anderen Lösungen? Und welche Alternativen gibt es überhaupt?

Hierbei beleuchten wir ein Szenario, in welchem das SAP ERP bei Ihnen bereits läuft und Sie Anforderungen an ein MFS in Ihrem Lager sehen und dieses daher anbinden möchten.

(Ab) Wann ist ein MFS sinnvoll?

Diese Frage sollten sich Unternehmen jedoch als erste stellen, wenn es um eine mögliche MFS Einführung geht, denn diese ist nicht unbedingt kostengünstig. Ab wann ein MFS zwingend benötigt wird bzw. ab wann die Nutzung sinnvoll ist, hängt wie immer von den individuellen Anforderungen ab. Deshalb können wir diese Frage nicht pauschal im Beitrag beantworten.

Generell gilt jedoch: Ein Materialflusssystem ist sinnvoll, wenn ein Unternehmen automatisierte Lager- und Fördertechnik einsetzt, einen hohen Durchsatz bewältigen muss oder manuelle Eingriffe minimieren möchte. Besonders bei komplexen Lagerstrukturen, Just-in-Time-Prozessen und der Integration verschiedener Steuerungssysteme sorgt das MFS für eine effiziente, fehlerfreie Materialbewegung in Echtzeit. Hingegen ist es nicht notwendig, wenn das Lager rein manuell betrieben wird, geringe Bewegungen aufweist oder bereits ein externes Steuerungssystem vorhanden ist. Kleinere Funktionen können auch durch eigene Entwicklungen abgebildet werden, dazu erfahren Sie am Ende des Beitrags mehr.

Sollten Sie bei der Evaluierung Hilfe benötigen, kontaktieren Sie uns. Unsere MFS-Berater helfen Ihnen gerne bei der Bewertung Ihrer Prozesse und ob ein MFS für Sie sinnvoll ist.

Allgemeine Anforderungen an ein Materialflusssystem

Zunächst möchten wir auf die allgemeinen Anforderungen an ein Materialflusssystem eingehen. Vor dem Hintergrund klassischer Abläufe in Lagern lassen sich zentrale Anforderungen an ein leistungsfähiges Materialfluss-Steuerungssystem ableiten. Diese betreffen insbesondere die Kommunikation, die Materialflusssteuerung selbst, die Leitstandsfunktionen sowie den Umgang mit manuellen Eingriffen.

Anforderungen an ein MFS

1. Anforderungen an die Kommunikation

    Ein MFS muss in der Lage sein, simultan und zuverlässig mit mehreren Steuerungssystemen zu kommunizieren. Verbindungsabbrüche dürfen den Betrieb nicht beeinträchtigen. Stattdessen müssen sie – im besten Fall automatisch – erkannt und behoben werden. Zudem ist sicherzustellen, dass jede Nachricht genau einmal verarbeitet wird, ohne den Absender durch Verzögerungen oder Fehler zu blockieren. Die Kommunikationsschnittstelle sollte flexibel sein und verschiedene technische Protokolle wie klassischerweise das TCP/IP unterstützen. Ebenso muss das System mit unterschiedlichen Nachrichtentypen umgehen können.

    2. Anforderungen an die Materialflusssteuerung

      Das Materialflusssystem muss die einzelnen Transportetappen kennen und dabei bestehende Kapazitätsbeschränkungen berücksichtigen. Störmeldungen von den speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) müssen erfasst und entsprechend verarbeitet werden. Eine effiziente Auftragszuteilung erfordert eine Priorisierung der anstehenden Transportaufträge auf die verfügbaren Ressourcen. Gleichzeitig muss das System flexibel auf Rückmeldungen der Steuerungen reagieren. Fehler, die während des Materialflusses auftreten – wie beispielsweise ein „NoRead“ am Scanner, bei welchem eine HU nicht identifiziert werden kann – sollten so behandelt werden, dass der laufende Betrieb möglichst nicht beeinträchtigt wird.

      4. Anforderungen an die Leitstandsfunktionen

      Ein leistungsfähiges MFS muss jederzeit einen transparenten Überblick über den aktuellen Status aller Aufträge sowie bestehende Störungen bieten können. Es sollte ersichtlich sein, wo sich einzelne Handling Units (HUs) innerhalb der Anlage befinden und welches System für deren Weitertransport verantwortlich ist. Darüber hinaus sind Protokolle erforderlich, die es ermöglichen, den Weg einzelner HUs bei Fehlersituationen nachzuvollziehen. Auch der Telegrammverkehr sollte zu Analyse- und Fehlerbehebungszwecken detailliert protokolliert werden. Wie die Lagerleitstandsfunktionen übrigens konkret mit dem EWM MFS aussehen, haben wir hier erläutert.

      5. Umgang mit Abweichungen und manuellen Eingriffen

      Ein Materialfluss-Steuerungssystem muss weiterhin in der Lage sein, Abweichungen zwischen dem logischen Datenbestand und dem tatsächlichen physischen Zustand der Ware zu erkennen und auszugleichen. Hierfür sind Funktionen erforderlich, die eine Synchronisierung ermöglichen – beispielsweise durch das Umbuchen einer Handling Unit, das Stornieren oder manuelle Anlegen eines Auftrags.

      Darüber hinaus muss das System die Möglichkeit bieten, einzelne Streckenabschnitte gezielt zu sperren und die Kommunikation mit bestimmten Steuerungen temporär zu unterbrechen.

      Ereignisse, die einen manuellen Eingriff erfordern, müssen dem Leitstand klar ersichtlich angezeigt werden. Zusätzlich sollte das System in der Lage sein, kritische Ereignisse gezielt an verantwortliche Personen oder spezifische Funktionen weiterzuleiten, um eine schnelle Reaktion sicherzustellen.

      Vorteile durch das SAP EWM MFS

      In unseren bisherigen Blogbeiträgen behandeln wir immer das SAP EWM MFS, da wir selbst ein SAP Beratungshaus sind und Projekte meist mit dem SAP MFS umsetzen (wir können dieses auch „umgehen“ und eigene Lösungen entwickeln, dazu aber weiter unten mehr). Daher möchten wir nun mit der Lösung der SAP zum MFS beginnen und hier zunächst deren Vorteile erläutern, wenn Sie das SAP ERP nutzen:

      • Nahtlose Integration: Direkte Anbindung an SAP EWM und ERP ohne Middleware, wodurch Medienbrüche und Schnittstellenprobleme vermieden werden
      • Echtzeit-Datenverfügbarkeit: Direkter Zugriff auf Bestände, Transportaufträge und Logistikprozesse innerhalb des SAP-Systems
      • Reduzierte IT-Komplexität: Kein zusätzlicher Third-Party-MFS nötig, was Wartung, Betrieb und Updates vereinfacht
      • Hohe Standardisierung: Nutzung bewährter SAP-Funktionalitäten mit regelmäßigen Updates und Support von SAP
      • Flexibilität & Skalierbarkeit: Anpassbar an verschiedene Automatisierungs-stufen und Lagerstrukturen, ohne von externen Anbietern abhängig zu sein
      • Zentrale Steuerung & Transparenz: Einheitliches System für Lagerverwaltung und Materialflusssteuerung mit umfassenden Reporting- und Monitoring-Funktionen

      Kurz: Weniger Schnittstellen, mehr Möglichkeiten und vollständige SAP-Integration.

      Alternativen zu SAP MFS

      Es gibt aber auch einige Alternativen zur MFS-Lösung von SAP – nicht alle sind so etabliert und ausgereift bzw. bieten entsprechend umfangreiche Möglichkeiten, sind allerdings eine Analyse wert. Ob eine solche Software sinnvoller ist als das SAP EWM MFS muss immer individuell bewertet werden. Gegebenenfalls ist eine MFS-Alternative kostengünstiger. Hier sollten die verschiedenen Systeme umfassend analysiert werden. Teilweise wirken schlankere und billigere Lösungen besser, aber auch das hilft wenig, wenn am Ende relevante Funktionen fehlen.

      Weiterhin zu erwähnen sind vollautomatische Lager, die an das EWM angebunden werden können. Teilweise ist hier die Software der Lagerhersteller bereits perfekt an das jeweilige Automatikgewerk abgestimmt. Beispielsweise bei einem AutoStore: Hierbei werden Behälter direkt übereinander gestapelt und mehrere Artikel in einem einzigen Behälter gelagert. Dadurch wird die vorhandene Lagerfläche besser genutzt als bei anderen automatisierten Systemen. Dieses System ist in sich geschlossen und es können keine Lagermitarbeiter direkt zugreifen. In diesen Fällen benötigt es meist zwar trotzdem ein MFS zur Kommunikation der Transporte, aber nur auf einfachstem Level, ohne Logik oder Strategien, wo eben z. B. eine HU ein- oder ausgelagert werden soll.

      Kleinere Lösungen können auch selbst entwickelt werden. Wir bei der Flexus haben hier beispielsweise schon mehrere Projekte durchgeführt. Dadurch können die hohen Kosten eines MFS eingespart werden und die benötigten Funktionen sind trotzdem vorhanden! An dieser Stelle kommen wir zur Frage zu Beginn des Beitrags und es wird klar, dass diese nicht einfach zu beantworten ist und eine ausführliche Analyse nötig ist.

      Fazit

      Wenn Sie aktuell auf der Suche nach einem geeigneten Materialflusssteuerungssystem in Kombination mit Ihrem SAP ERP sind, bieten sich Ihnen viele verschiedene Lösungen an. Wir als SAP Beratungshaus arbeiten immer mit der SAP eigenen MFS-Lösung, haben aber auch schon einige Projekte durchgeführt, bei welchen wir die Abwicklung durch das MFS selbst umgesetzt haben.

      Nachdem Sie für sich die Frage beantwortet haben, ob ein MFS überhaupt sinnvoll ist, sollten Sie die verschiedenen Lösungen vergleichen. Das SAP EWM MFS bietet umfangreiche Möglichkeiten, welche aber für kleinere Unternehmen ggf. gar nicht nötig sind. Hier lohnt sich ein Blick auf die Alternativen. Wer jedoch die perfekte Integration sucht und die ganzheitliche Abdeckung verschiedenster MFS-Funktionen möchte, sollte zum EWM MFS greifen. Bei einer Einführung stehen wir gerne zur Seite!

      In diesem Beitrag gehen wir genauer auf die Anbindung des SAP MFS an das Extended Warehouse Management ein. Dabei beschreiben wir zu Beginn auch die verschiedenen Architekturvarianten und dabei eben auch, wie ein MFS eines Drittanbieters angebunden werden kann bzw. welche Möglichkeiten es hier gibt. Schauen Sie vorbei!

      Und falls Sie unbeantwortete Fragen haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – Wir helfen Ihnen gerne weiter!