Im Rahmen unserer Beitragsserie rund um das Materialflusssystem/Material Flow System (MFS) mit SAP Extended Warehouse Management (EWM) gehen wir im heutigen Beitrag auf das MFS in den Lagerleitstandsfunktionen im EWM ein.
Falls Sie zunächst grundlegende Informationen benötigen, lesen Sie unseren ersten Beitrag zu den Grundlagen zum MFS oder schauen Sie in unserem EWM-Blog vorbei! Hier haben wir einige Beiträge zum Thema MFS, die Ihnen helfen, zunächst ein Grundwissen aufzubauen und dieses schließlich zu vertiefen.
Dieser Beitrag dreht sich rund um die Funktionen für den Lagerleitstand. Das MFS ist in folgende Lagerleitstandfunktionen eingebunden, die aus dem EWM bekannt sind:
- Lagerverwaltungsmonitor
- Lagercockpit
- Alert-Monitor
- Anwendungsprotokolle
- Entstörung
Im weiteren Verlauf gehen wir auf jedes dieser Tools näher ein.
MFS im Lagerverwaltungsmonitor
Der Lagerverwaltungsmonitor (kurz LVM) ist ein zentrales und mächtiges Tool des EWMs, wenn nicht sogar das relevanteste für den Lagerleitstand. Hier können verschiedenste Daten rund um das Lager aufgerufen werden – von Bestandsinformationen über Belege bis zum Controlling. Das Lager kann hiermit überwacht und es kann frühzeitig auf mögliche Probleme reagiert werden.
Auch das Thema MFS hat hier einen eigenen sogenannten Klassifizierungsknoten mit mehreren untergeordneten Objektknoten. Diese umfassen zum einen die Objekte der Anlage (Meldepunkte, Segmente, Ressourcen) und zum anderen die Handling Units (HUs) mit ihren Aufträgen und den Telegrammen, die dazu ausgetauscht werden. Folgende Abfragen sind im LVM zum MFS möglich:
- Überblick über den Status der Anlagenobjekte: etwa blockierte Meldepunkte/Fördersegmente oder Ressourcen und deren Status
- Überblick über HUs, LBs und Telegramme: z. B. HUs auf den Ressourcen, offene Lageraufgaben (LBs) und deren Status oder Drill-Down zur Anzeige der Telegramme
- Sperren von Meldepunkten, Segmenten oder Ressourcen
- Telegramm-Log: Sortierung nach Feldern, Filterung nach Werten von jeglichen Feldern
- Auswerten der Kommunikationsnachrichten und Antwortzeiten der SPS und Stopp oder Neustart der Kommunikation zu einzelnen SPS
- Bearbeitung fehlerhafter Telegramme im Eingangspuffer
Wie bereits zu Beginn erwähnt, können im Lagerverwaltungsmonitor folgende Objekte im SAP EWM MFS überwacht werden:
- Kommunikationskanäle: Sind im Normalfall „gestartet“. Einzelne Verbindungen können über den LVM gestoppt und neu gestartet werden.
- Meldepunkte: Werden mit ihrem aktuellen Status aufgelistet. Für eine bessere Übersicht kann die Liste sortiert und selektiert werden, z. B. nach Störung.
- Telegramm: Protokolle zeigen die Daten von SPS-Kommunikationen und zugehörige LBs. Eine Selektion etwa nach Sendezeit kann hilfreich sein.
- Lageraufgabe: Aktuelle Lageraufgaben und die Historie werden angezeigt, LBs können bei Störungen storniert oder manuell quittiert werden.
- Handling Unit: Auflistung aller HUs, die sich aktuell auf der Fördertechnik befinden, mit aktuellem Aufenthalt, Status der zugehörigen LBs und Telegramme. Im Fehlerfall können HUs ausgeschleust werden.
- Fördersegment: Hier wird der Status der Fördersegmente gelistet. Zudem können Segmente auch gesperrt werden.
- Ressource: Auch hier wird der Status – diesmal von den Ressourcen – im MFS gelistet und eine Ressource kann manuell gesperrt werden.
- Telegrammpuffer: Teilweise können empfangene Telegramme nicht bearbeitet werden. Dann landen sie mit Fehlermeldung im Eingangspuffer. Dort können sie manuell korrigiert und neu zur Verbuchung vermerkt werden. Ebenfalls gibt es versandbereite oder noch nicht vom SPS empfangsbestätigte Telegramme. Diese werden entsprechend im Ausgangspuffer angezeigt.
Wenn Sie den Lagerverwaltungsmonitor nutzen möchten, empfehlen wir Ihnen unsere Beiträge zur Anpassung des Monitors durchzulesen. In Teil 1 und Teil 2 erklären wir dabei hilfreiche Tricks, wie der LVM personalisiert und damit effizienter genutzt werden kann.
MFS im Lagercockpit
Im Lagercockpit des EWM findet sich eine umfassende Übersicht über den aktuellen Status der SPS-Kommunikation.
In der ersten und zweiten Spalte wird der Status der Kommunikationskanäle angezeigt. Sollte die Verbindung abbrechen, wird dies durch eine rote Ampel signalisiert. In der dritten und vierten Spalte werden dann der Status des EWM-Eingangspuffers sowie des Ausgangspuffers angezeigt. Hier ist ersichtlich, ob zu sendende Telegramme oder fehlerhafte empfangene Telegramme vorliegen. In der fünften Spalte werden schließlich die über SPS angebundenen Ressourcen mit deren Status angezeigt. Die sechste und letzte Spalte in unserem Beispiel gibt Auskunft über den Prozess zur Telegramm-Wiederholung. Dieser Prozess wird einmalig gestartet und sorgt z. B. dafür, dass Telegramme automatisch wiederholt werden oder periodisch Life-Telegramme an die SPS sendet, um die Verbindung aufrechtzuerhalten, wenn keine Bewegungen auf der Automatikanlage ausgeführt werden.
MFS im Alert-Monitor
Im sogenannten Alert Monitor, einem weiteren relevanten Tool des EWM, werden alle wichtigen Informations-, Warnungs- und Fehlermeldungen gesammelt, die beim Betrieb der zugehörigen Anlage auftreten. Grundlegend ist der Alert-Monitor allerdings für alle Funktionen des EWMs und deren Alerts gedacht. Für Auswertungen zum MFS können die Informationen auch auf die MFS-relevanten Meldungen selektiert werden.
Wie andere Alerts werden diese durch EWM Ausnahmen erzeugt – über diese sind Folgeaktionen möglich, beispielsweise kann der Lagerleitstand informiert werden.
Anwendungsprotokolle mit MFS
Die Verarbeitung mit EWM MFS erfolgt zu einem Großteil im Hintergrund – das ist auch das Ziel der automatischen Steuerung. Jedoch können trotzdem Fehler auftreten, die im Nachhinein analysiert und behoben werden müssen. Dies kann anhand von sogenannten Verarbeitungsprotokollen/Anwendungsprotokollen erfolgen, welche nützliche Informationen zu einer bestimmten Fehlersituation liefern.
Die Verarbeitungsbausteine protokollieren die Schritte einzeln in den Anwendungsprotokollen. Diese können z. B. auch nach Datum und Uhrzeit ausgewertet werden, aber auch Verarbeitungszeiten lassen sich hier ermitteln.
Entstörung bei MFS
Der letzte Punkt rund um die Lagerleitstandsfunktionen betrifft die sogenannten „Entstörungen“ bei MFS mit EWM. Dies bezieht sich jedoch auch teilweise auf die zuvor erwähnten Werkzeuge des Leitstands. Wie bereits beschrieben, ist das Ziel des MFS eine weitestgehend automatisierte Steuerung. Das System kann dabei auch die meisten Störungen der Anlage lösen. Können z. B. HUs nicht identifiziert werden, weil deren Barcode nicht gelesen werden kann, kann das MFS diese ausschleusen und nachfolgende Aufträge können beispielsweise für aktuell nicht bereite Fördersegmente zurückgehalten werden. Für andere Lösungsstrategien wurden sogenannte Business Add Ins (BAdI) vorgesehen, welche es erlauben, kundenspezifische Lösungen zu implementieren.
Jedoch kann das System nicht alle Fehler lösen. Diese begründen sich meist in Abweichungen in den drei Ebenen des physischen Zustands, dem logischen Abbild in der SPS oder dem logischen Abbild im EWM.
Einer ausgewählten Nutzergruppe können für diese Fehlerfälle gewisse Funktionen bereitgestellt werden, z. B. können bestätigte Telegramme neu versendet werden, LBs manuell quittiert, HUs umgebucht, Aufträge storniert oder Meldepunkte, Segmente oder Ressourcen gesperrt werden. Auch kann die Kommunikation etwa kanalweise gestoppt werden.
Fazit
Das Materialflusssystem soll im Normalbetrieb weitestgehend automatisch und stets effizient agieren. Fehler können jedoch immer auftreten und zu Controlling-Zwecken ist auch die Überwachung durch den Lagerleitstand sinnvoll. Im Umfeld des MFS hat das Personal verschiedene Möglichkeiten, welche wir im Beitrag aufgezeigt haben.
Zur besten Nutzung sollte ein Vorgehen bzw. Routinen gestaltet werden, wann und von wem die jeweiligen Funktionen genutzt werden.
Falls Sie nun noch weitere Fragen rund um das Thema EWM oder MFS mit EWM haben, schauen Sie in unserem Blog vorbei! Hier finden Sie weitere spannende Fachbeiträge, Grundlagen einfach erklärt und hilfreiche Tipps und Tricks.
Sollten Sie noch offene Fragen haben, kontaktieren Sie uns jederzeit – unsere erfahrenen EWM-Berater helfen Ihnen gerne rund ums Thema EWM MFS!