Die zunehmende Automatisierung in der Industrie und Logistik macht mobile Robotiksysteme zu einem zentralen Bestandteil moderner Intralogistikprozesse. Fahrerlose Transportsysteme (FTS) und autonome mobile Roboter (AMR) optimieren dabei innerbetriebliche Materialflüsse, senken Betriebskosten und erhöhen die Prozesssicherheit. Doch nicht jeder Roboter ist für jeden Einsatz geeignet. Die Wahl des richtigen Fahrzeugtyps ist entscheidend für Effizienz und Wirtschaftlichkeit. In diesem Beitrag geben wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Typen mobiler Roboter sowie deren technische Merkmale und spezifische Einsatzgebiete.
Fahrzeugtypen in der mobilen Robotik
Mobile Roboter lassen sich grundsätzlich in mehrere Typen unterteilen, die sich durch ihre Bauweise, Transportmechanik und Einsatzszenarien unterscheiden:
1. Unterfahrfahrzeuge: Unterfahr-Roboter fahren unter speziellen Transportplattformen, Regalen oder Kommissionierwägen und heben diese leicht an, um sie autonom zu bewegen. Ein typisches Einsatzfeld ist die Kommissionierung im Lager. Systeme wie der iw.hub von Idealworks oder der L2 Lift von Safelog sind typische Vertreter dieses Typs. Die Stärken liegen in hochdynamischen Lagerumgebungen, wo Flexibilität und Skalierbarkeit im Vordergrund stehen. Zudem sind sie besonders gut geeignet für stark wechselnde Artikelstrukturen und variable Lagerlayouts.
2. Zugfahrzeuge / Schlepper: Diese Fahrzeuge bewegen Anhänger oder Routenzüge durch das Lager oder die Produktionshalle. Sie eignen sich vor allem für sequenzierte Produktionsversorgung oder Warentransporte über längere Strecken mit mehreren Ladungsträgern. Hersteller wie Jungheinrich oder Linde bieten hier leistungsstarke Systeme an. Besonders in der Automobilindustrie sind Lösungen dieser Art etabliert, da sie eine hohe Transportfrequenz mit planbaren Routen kombinieren.
3. Hubfahrzeuge: Diese mobilen Roboter verfügen, ähnlich wie klassische Gabelstapler, über eine eigene Hebevorrichtung und können so beispielsweise Gitterboxen oder Paletten direkt aufnehmen und verfahren. Sie eignen sich ideal für das Handling von Ladungsträgern im Wareneingang, bei der Umlagerung oder für die Produktionsversorgung. Beispiele sind der Agilox OCF oder Modelle der Firma EK-Robotics.

4. Spezialisierte KLT-Fahrzeuge: Diese Typen mobiler Roboter sind speziell auf den Transport von Kleinladungsträgern (KLT) ausgerichtet. Das Modell SOTO der Firma Magazino sowie das ActiveShuttle von Bosch Rexroth sind hierfür prominente Beispiele. Sie eignen sich besonders für die automatisierte Produktionsversorgung mit KLT-Behältern. Diese Spezialisierung ermöglicht eine automatisierte, präzise und fehlerfreie Versorgung bis direkt an den Arbeitsplatz.

Herstellerüberblick und ausgewählte Fahrzeugbeispiele
Eine Vielzahl etablierter Hersteller bietet unterschiedliche Robotersysteme an, die sich in Kapazität, Navigationstechnologie und Erweiterbarkeit unterscheiden:
Omron: Mit der LD-Serie (z. B. LD 250) deckt Omron kompakte Transportbedarfe ab, während die MD- und HD-Serie für höhere Lasten bis 1.500 kg ausgelegt ist. Die Fahrzeuge arbeiten mit SLAM/LiDAR-Navigation, sind VDA5050-fähig und zeichnen sich durch flexible Erweiterungsmöglichkeiten bzw. individuelle Aufbauten aus.
Magazino: Mit dem SOTO kombiniert Magazino mobile Robotik mit KI-gestützter Objekterkennung und Greiftechnik. Dieser ist auf die Produktionsversorgung mit KLTs spezialisiert und kann unterschiedliche Behälter eigenständig entnehmen, transportieren und einlagern. Das Fahrzeug verfügt über bis zu 24 Plätze zum Puffern von KLTs.
Safelog: Safelog bietet ein breites Portfolio an mobilen Robotern, insbesondere für den innerbetrieblichen Materialfluss. Die Geräte arbeiten flottenbasiert, kooperativ und verfügen über eine induktive sowie konturbasierte Navigation. Die durchgängige VDA5050-Fähigkeit und modulare Bauweise ermöglichen eine flexible Anpassung an verschiedene Anwendungen wie Produktionsver- und -entsorgung oder die Montageversorgung.
MetraLabs: Der deutsche Hersteller MetraLabs entwickelt mobile Roboter mit Fokus auf Flexibilität und kollaboratives Verhalten. Über Anwendungen im Einzelhandel und in der Forschung finden Modelle wie der XS1 auch in der Intralogistik Anwendung. Die Plattformen sind besonders für individuelle Anpassungen und die Integration kundenspezifischer Module geeignet.
Einsatzszenarien und Eignung für ausgewählte Prozesse
Der Einsatz mobiler Roboter sollte stets an den konkreten intralogistischen Prozess angepasst sein. Einige typische Anwendungsfälle sollen nachfolgend beleuchtet werden:
- Kommissionierung: Unterfahrfahrzeuge eignen sich besonders für die Kommissionierung nach dem Goods-to-Person-Prinzip. Sie bringen Regale, Rollwägen oder Plattformen autonom zum Kommissionierbereich. In Verbindung mit Pick-by-Light oder Voice-Systemen können so hochdynamische Umgebungen realisiert werden. Zudem lassen sich solche Systeme flexibel skalieren und schnell an saisonale Bedarfsschwankungen anpassen, was sie insbesondere für die E-Commerce-Umgebung interessant macht.
- Produktionsversorgung: Für die sequenzierte Bereitstellung von Material an Montagelinien sind Zugfahrzeuge (z. B. die Systeme von Linde), die für den Anhängertransport ausgelegt sind, besonders geeignet. Bei feinjustierter Versorgung mit Kleinladungsträgern bietet sich der SOTO von Magazino an. Hierbei wird die manuelle Nachversorgung durch vollständig automatisierte Pick- und Transportprozesse ersetzt. Auch Kombinationen mit fahrerlosen Staplern oder festen Förderstrecken sind möglich, was die Durchgängigkeit der Produktionsversorgung weiter erhöht.
- Wareneingang und Umlagerung: Hubfahrzeuge und spezielle Schmalgangfahrzeuge übernehmen autonom die Einlagerung und das Umsetzen verschiedener Ladungsträger. In Verbindung mit automatisierten Hochregallagern oder Fördertechnik lassen sich hier reibungslose Materialflüsse realisieren. Besonders im Mehrschichtbetrieb sorgen solche Roboter für eine gleichbleibende Leistung, auch bei steigendem Transportaufkommen oder nachts.
- Warenausgang: Kompakte Transportroboter wie die LD60/90 von Omron können Endprodukte aus dem Produktionsbereich abtransportieren und für den Versand bereitstellen. Dabei lassen sich auch zeitkritische Versandprozesse flexibel steuern, etwa bei Versand auf Abruf oder im Expressbereich. Ergänzend dazu können mobile Roboter auch den Transport von Versandhilfsmitteln übernehmen oder mithilfe rotierender Plattformen das Umwickeln oder Verpacken von Paletten automatisieren.
- Retouren- Leerbehältermanagement: Ein häufig unterschätzter Anwendungsfall ist das Management leerer KLTs oder Paletten. Je nach Ladungsträger lassen sich gezielt Fahrzeuge zur automatisierten Rückführung einsetzen. Dadurch entlasten sie bestehende Fördertechnik oder manuelle Systeme beim Leergutmanagement.
Mobile Robotiksysteme bieten enorme Vorteile für die Intralogistik: Sie automatisieren wiederkehrende Transportprozesse, entlasten Mitarbeitende und verbessern Transparenz sowie Nachverfolgung innerbetrieblicher Abläufe. Die Wahl des passenden Fahrzeugs ist dabei entscheidend. Ob Zugfahrzeug, Unterfahrroboter oder KLT-Spezialist – jedes System verfügt über verschiedene Stärken und eignet sich für bestimmte Prozesse besonders gut. Gerade deshalb sollten die individuellen Anforderungen genau analysiert und die Fahrzeuge entsprechend gewählt werden, um maximale Effizienz im Prozess zu erzielen.
Ein strukturierter Vergleich der Fahrzeugtypen und ihrer Prozessvorteile schafft die Grundlage für fundierte Investitionsentscheidungen in der automatisierten Intralogistik. Die Kombination unterschiedlicher Fahrzeuge in einer gemischten Flotte kann dazu beitragen, auch komplexe logistische Anforderungen flexibel und skalierbar zu lösen.
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