Marktanalyse: Hybrides Flottenmanagement – Lösungsansätze und Anbieter im Vergleich

Flexus Redaktion

17. November 2025

Die Welt der Intralogistik befindet sich im Wandel. Flexibilität, Automatisierung und digitale Vernetzung sind nicht länger Visionen. Insbesondere im Bereich des Flottenmanagements haben sich die Anforderungen massiv verändert. Wo bislang einzelne Fahrzeuge manuell disponiert wurden, geht es heute darum, ganze Flotten, bestehend aus autonomen, teilautomatisierten und manuell geführten Fahrzeugen, effizient, sicher und skalierbar zu steuern.

Die Lösung liegt im hybriden Flottenmanagement. Doch wer bietet die passenden Systeme? Welche Technologien setzen sich durch? Und worauf sollten Sie als Unternehmen bei der Wahl des richtigen Partners achten?

Der Markt: jung, dynamisch und voller Potential

Noch vor wenigen Jahren war das Thema Flottenmanagement primär ein Anliegen von Logistikdienstleistern mit großem Fahrzeugportfolio. Mittlerweile stehen intralogistische Prozesse immer mehr im Zentrum unternehmerischer Effizienz. Mit der steigenden Verbreitung von autonomen mobilen Robotern (AMRs), fahrerlosen Transportfahrzeugen (FTFs) und modernen IoT-Technologien ist ein neuer Markt entstanden, und mit ihm eine Vielzahl spezialisierter Anbieter.

Nach aktuellen Prognosen wird der Markt für autonome Systeme bis 2030 zweistellig wachsen – mit besonderem Fokus auf Softwarelösungen, die heterogene Flotten steuern können. Das bedeutet: Es geht nicht mehr um einzelne Fahrzeuge, sondern ganzheitliche, intelligente Systeme – hybride Flottenmanager.

Anbieterlandschaft: Wer ist am Markt aktiv?

Die Anbieter hybrider Flottenmanagementsysteme lassen sich grob in drei Kategorien einteilen:

  • Herstellerintegrierte Systeme: Spezialisierte Lösungen für homogene Flotten
    Die meisten AMR-und FTF-Hersteller bieten für die eigenen Fahrzeuge auch entsprechende Steuerungssoftware an. Diese Lösungen sind speziell auf die eigenen Modelle abgestimmt und bieten eine nahtlose Integration zwischen Hard- und Software. Die Anbindung der Flottensteuerung geschieht meist über eine API an bestehende Lagerverwaltungs- oder ERP-Systeme.
    Die Hauptvorteile liegen in der optimierten Steuerung innerhalb einer homogenen Flotte desselben Herstellers. Sie ermöglichen eine effiziente Steuerung und einfache Implementierung, da alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind. Viele Anbieter unterstützen mittlerweile Schnittstellen wie die VDA5050. Fehlende Standardisierung erschwert dennoch häufig die Integration und Interoperabilität Fahrzeuge anderer nicht vorgesehener Hersteller.
  • Systemintegratoren: Ganzheitliche Lösungen von etablierten Branchenführern
    Systemintegratoren bieten umfassende Intralogistiklösungen an, die sowohl Hardware (z. B. Gabelstapler, Lagertechnik) als auch Software (z. B. Lagerverwaltungssysteme, Flottenmanager) umfassen. Diese Unternehmen verfügen über jahrelange Erfahrung und bieten maßgeschneiderte Komplettlösungen für verschiedenste Branchen und Anwendungen.
    Vertreter dieser Gruppe sind die Marktführer auf dem FFZ-Sektor die über ein breites Produktportfolio an manuellen und automatisierten Lösungen sowie entsprechender Software verfügen. So wird eine enge Verzahnung von Hard- und Software erreicht, die Technologien in eine effiziente und zuverlässige Gesamtlösung integriert. Die Abhängigkeit von einem Anbieter kann jedoch wiederum die Flexibilität einschränken, insbesondere bei der Integration von Drittanbieterfahrzeugen. Zudem können proprietäre Lösungen mit höheren Kosten und längeren Implementierungszeiten verbunden sein.

  • Plattformanbieter: Herstellerunabhängige und skalierbare Flottenmanagementlösungen:
    Eine neue Generation von Anbietern verfolgt einen plattformbasierten, herstellerunabhängigen Ansatz. Ziel ist es, verschiedenste Fahrzeugtypen, Hersteller und Subsysteme in einem zentralen Flottenmanagementsystem zusammenzuführen. Im Fokus steht dabei nicht die Fahrzeugtechnik, sondern die übergeordnete Softwarearchitektur, die bestehende Infrastrukturen aufgreift, digital abbildet und zentral steuert.

Diese Systeme ermöglichen den Aufbau echter hybrider Flotten, indem sie autonome, manuelle und teilautomatisierte Transportmittel in ein gemeinsames Steuerungsumfeld integrieren. Grundlage dafür sind offene Schnittstellen, standardisierte Kommunikationsprotokolle und modulare Systemarchitekturen, die eine hohe Interoperabilität sicherstellen.

Zwar ist der initiale Integrationsaufwand in der Regel höher als bei proprietären Lösungen, doch langfristig eröffnen solche Plattformen erhebliche Vorteile: mehr Flexibilität bei der Anbieterauswahl, einfachere Erweiterbarkeit und eine deutlich höhere Zukunftssicherheit. Unternehmen profitieren von einem zentralisierten Daten- und Steuerungskonzept, das dynamisch auf Veränderungen reagieren kann und kontinuierlich weiterentwickelbar ist.

Zentrale Steuerung hybrider Flotten – das Potenzial offener Plattformlösungen

Herstellerspezifische Flottenmanagementsysteme bieten oft einen schnellen Einstieg, stoßen jedoch an Grenzen, sobald unterschiedliche Fahrzeugtypen und IT-Systeme zusammenarbeiten sollen. Gerade in heterogenen IT-Landschaften wird die Offenheit und Integrationsfähigkeit zur entscheidenden Stärke.

Offene Plattformlösungen ermöglichen die zentrale Steuerung gemischter Flotten und lassen sich flexibel in bestehende Systeme wie beispielweise SAP EWM, ERP oder WMS integrieren. Besonders relevant: SAP ist mit einem Marktanteil von 48,3 % der führende ERP-Anbieter in Deutschland. Systeme, die sich nahtlos an solche Marktführer anbinden lassen, schaffen klare Vorteile bei der Umsetzung hybrider Flottenstrategien – technisch wie wirtschaftlich.

Marktanteile von ERP-Systemen nach Nutzern in Deutschland (Quelle: https://erpscout.de/erp-anbieter/)

VDA5050 – der Schlüssel zur Interoperabilität

Ein zentraler Treiber für herstellerunabhängige Flottenmanagementlösungen ist die standardisierte Schnittstelle VDA5050. Ziel dieses Protokolls ist es, fahrerlose Transportsysteme und autonome mobile Roboter unterschiedlicher Hersteller über ein gemeinsames Leitsystem steuerbar zu machen. Anders als herstellerspezifische Ansteuerungen schafft VDA5050 damit eine gemeinsame Sprache für die Intralogistik – und das mit wachsender praktischer Relevanz: Viele Anbieter setzen den Standard bereits heute erfolgreich in realen Umgebungen um.

Für Unternehmen bietet das klare Vorteile: geringere Integrationskosten, mehr Flexibilität bei der Auswahl und Erweiterung von Fahrzeugen sowie eine schnellere Inbetriebnahme neuer Systeme. Besonders im europäischen Markt etabliert sich VDA5050 zunehmend als Voraussetzung für zukunftssichere Flottenstrategien. In Nordamerika existieren mit Ansätzen wie MassRobotics zwar ähnliche Bestrebungen, jedoch bislang ohne einheitliches, verbindliches Protokoll.

VDA5050 Interoperabilität

Worauf bei der Anbieterauswahl geachtet werden sollte

Die Entscheidung für ein hybrides Flottenmanagementsystem ist strategisch. Es geht nicht nur um Technologie – sondern um ein Zusammenspiel aus Mensch, Maschine und IT. Folgende Kriterien sind entscheidend:

  • Herstellerunabhängigkeit: Ist das System offen für verschiedene Fahrzeugtypen und Anbieter bzw. lassen sich bestehende Fahrzeuge integrieren?
  • Standardkonformität: Unterstützt das System VDA5050 und andere relevante Schnittstellen?
  • IT-Integration: Wie einfach lässt sich das System in die vorhandene IT-Landschaft integrieren?
  • Usability: Sind Benutzeroberflächen intuitiv? Können Mitarbeitende leicht geschult werden?
  • Skalierbarkeit: Lässt sich das System schrittweise erweitern – ohne den Betrieb zu stören?

Gerade für mittelständische Unternehmen ist es entscheidend, bei der Anbieterauswahl nicht nur auf die Technik zu achten, sondern auf einen Partner zu setzen, der auch strategisch begleitet – von der ersten Pilotphase bis hin zur vollständigen Systemintegration.

Fazit: Der richtige Partner macht den Unterschied

Der Markt für hybride Flottenmanagementsysteme ist vielfältig, dynamisch – und bietet Unternehmen enormes Potenzial. Wer heute die passende Lösung findet, schafft sich klare Vorteile: mehr Flexibilität im Betrieb, niedrigere Prozesskosten, höhere Auslastung und eine robustere, zukunftssichere Logistik.

Egal ob herstellerspezifische Systeme, ERP-basierte Anbindungen oder offene Plattformlösungen – entscheidend ist die richtige Kombination aus Technologie, Strategie und einem Partner, der nicht nur liefert, sondern begleitet. Lösungen wie der FlexGuide4 zeigen, wie eine herstellerunabhängige, skalierbare und IT-kompatible Umsetzung konkret aussehen kann – wirtschaftlich, praxisnah und zukunftsorientiert.

Denn entscheidend ist nicht, wer die meisten Funktionen bietet, sondern wer echte Lösungen für reale Herausforderungen schafft – und dabei unterstützt, Prozesse neu zu denken und gezielt weiterzuentwickeln.