Sicherlich kennen Sie folgenden Appell und die Empfehlung vieler SAP Berater:
Bleiben Sie immer möglichst am SAP-Standard!
Also sollte man sich immer an den Standard halten? Die Antwort ist – wie so oft – nicht eindeutig: Ja – aber nicht immer. Die lange Antwort ist spannender und zeigt, warum diese Entscheidung den Erfolg eines SAP-Projekts mitbestimmen kann. Diese möchten wir uns im folgenden Beitrag genauer ansehen.
Bei uns bei der Flexus AG ist diese Betrachtung nochmal etwas zu erweitern – daher schauen wir uns auch unsere eigenen Apps an, welche bewusst anders sind als die Lösung der SAP. Warum diese aber trotzdem standardnah sind, erfahren Sie am Ende des Beitrags.
Was bedeutet eigentlich „am SAP-Standard bleiben“?
Dazu beginnen wir jedoch erstmal bei den Grundlagen: Der SAP-Standard umfasst all das, was SAP „out of the box“ mitliefert: vorkonfigurierte Prozesse, Funktionen und Integrationen. Diese Standards decken viele Anforderungen aus verschiedensten Branchen ab und sind über Jahrzehnte gewachsen. Das macht sie solide – aber nicht immer perfekt für jedes Unternehmen. Denn Unternehmen sind natürlich individuell und unterscheiden sich in ihren Prozessen und Abläufen, die sich meist über eine lange Zeit entwickelt haben.
Diesen Unternehmen bleiben also zwei Möglichkeiten: Die IST-Prozesse an den SAP-Standard anpassen und sie damit potenziell stark verändern oder eben den SAP-Standard um individuelle Logiken erweitern. Hier besteht nicht direkt ein Schwarz-Weiß-Prinzip: Denn nur wenige Kunden können überhaupt zu 100 % dem Standard folgen; aber es ist gut umsetzbar, möglichst nah am Standard zu bleiben, statt jegliche Sonderlocken ans System zu hängen.
Folgende Gründe sprechen hierbei für die Standardnähe bzw. die Eigenentwicklungen:
Gründe für die Standardnähe
Die Empfehlung, so nah wie möglich am SAP-Standard zu bleiben, hat ihre guten Gründe:
- Kostenreduktion bei Implementierung und Wartung: Standardprozesse benötigen keine oder wenig Entwicklung. Updates und Patches lassen sich auch in die Zukunft gesehen einfacher einspielen.
- Zukunftssicherheit / Release-Fähigkeit: SAP garantiert Support und Weiterentwicklung für Standardfunktionen; Eigenentwicklungen hingegen müssen bei jedem Upgrade geprüft/angepasst werden.
- Dokumentation & Know-how: Standardfunktionen sind gut dokumentiert, es gibt Schulungen und Community-Wissen. Mitarbeiter und Berater sind dadurch schneller eingearbeitet.
- Integration mit anderen SAP-Modulen: Standardprozesse sind bereits auf das Zusammenspiel z. B. mit SAP TM, S/4HANA etc. ausgelegt und sind es auch dann, wenn erst in Zukunft die Integration stattfinden soll.
- Schnellere Implementierung (time-to-value): Standardprozesse ermöglichen schnellere Go-Lives, insbesondere in Greenfield-Projekten.
Gründe für Eigenentwicklungen
Aber, wie bereits angerissen, kann es auch gute Gründe und wesentliche Vorteile geben, vom Standard wegzugehen und durch Eigenentwicklungen individuelle Prozesse zu ermöglichen:
- Abbildung spezifischer Prozesse: Eigenentwicklungen ermöglichen die exakte Umsetzung individueller Lager- und Logistikprozesse, die mit dem SAP-Standard nicht oder nur umständlich abbildbar, aber ggf. dringend notwendig sind.
- Steigerung der Prozesseffizienz: Maßgeschneiderte Funktionen können manuelle Eingriffe reduzieren, Prozesszeiten verkürzen und die Transparenz erhöhen – besonders in hochautomatisierten oder spezialisierten Lagern.
- Erhöhung der Benutzerfreundlichkeit: Benutzeroberflächen, RF-Dialoge oder Workflows können gezielt an die Arbeitsweise der Mitarbeitenden angepasst werden, was die Akzeptanz und Schulungsaufwände verbessert.
- Wettbewerbsdifferenzierung durch Prozessinnovation: Eigenentwicklungen ermöglichen es, logistische Alleinstellungsmerkmale in SAP abzubilden und so Wettbewerbsvorteile direkt im System zu verankern.
- Integration externer Systeme oder Geräte: Spezifische Schnittstellen zu Förderanlagen, Robotik, externen LVS-Systemen oder kundeneigenen Tools lassen sich über kundenspezifische Entwicklungen reibungslos integrieren.
Eigenentwicklung oder Standard – Es kommt darauf an!
Es gibt folglich triftige und sinnvolle Argumente für und gegen den SAP-Standard. Wann und wie nah man nun am Standard bleiben sollte, ist – wie so oft – abhängig von der individuellen Situation. Daher sollten intern und mit dem beauftragten Beratungshaus die verschiedenen Stellen der möglichen Z-Entwicklungen analysiert werden und darauf basierend entschieden werden, wann sich die Abweichung vom Standard rentieren wird und wann doch lieber davon abgesehen werden sollte. Hier ist die Einschätzung der Fachbereiche enorm wichtig, welche die Schwachstellen und Nadelöhre im täglichen Geschäft kennen. Aber auch das Wissen und die Erfahrung der SAP-Berater sind notwendig, da diese wiederum die Folgen der Anpassungen an gewissen Stellen kennen und einschätzen können. So kommt man gemeinsam zum bestmöglich passenden Konzept.
Mit Flexus standardnah raus aus dem Standard
Wir von der Flexus AG bieten bekanntlich eigene Flexus-Apps in verschiedensten Bereichen an, darunter auch die Apps für EWM. Ein dazugehöriges Whitepaper von uns zu diesen Apps heißt nahezu schon provokativ „Raus aus dem Standard!“. In diesem erläutern wir die Vorteile unserer Apps im Vergleich zur SAP- Lösung „RFUI“ und wie diese eingeführt werden können.
Doch hier müssen wir eine Abgrenzung vornehmen, denn: Mit unseren Flexus Apps nutzen Sie natürlich – wie der Ausdruck verlauten lässt – nicht mehr die SAP-Standard-Lösung: Wir ersetzen den Standard, das sogenannte RFUI, durch unsere eigens entwickelten Flexus Apps, welche in Fiori deutlich ansprechender und benutzerfreundlicher bereitgestellt werden. Die Aussage “Raus aus dem Standard” trifft jedoch nicht vollständig zu, denn die Apps greifen auf Standard-Methoden der SAP zurück und agieren hierbei oft sehr ähnlich wie der Standard.
So bieten wir z. B. die App „Ungeplanten Warenausgang buchen“ an, welche sich technisch so verhält wie die Transaktion /SCWM/ADGI – nur eben benutzerfreundlicher und sie kann von einem mobilen Endgerät aus in Fiori aufgerufen werden.



Das gilt für viele unserer Apps: Technisch sind diese am bzw. sehr nah am Standard. Dadurch bieten sie kein Risiko – bringen jedoch erhebliche Vorteile ins Lager! Und falls doch mal ein zusätzliches Feld angezeigt werden soll – dann können wir das schnell für Sie einbauen.
Mehr zu unseren EWM-Apps finden Sie entweder im erwähnten Whitepaper oder auf unserer Webseite.
Fazit
Aber nun zurück zum eigentlichen Thema SAP-Standard mit SAP EWM und unserem Fazit dazu: Der SAP-Standard bietet im EWM viele und umfangreiche Funktionen für typische Lagerprozesse. Der Grundsatz „nah am Standard“ ist aus Sicht von Wartbarkeit, Kosten und Upgradefähigkeit oft sinnvoll und sollte grundlegend befolgt werden. Dennoch ist in gewissen Fällen ein bewusstes Abweichen erforderlich, um prozessuale Anforderungen exakt abzubilden – idealerweise mit Erweiterungspunkten (BAdIs, Enhancements) statt Modifikationen.
Der SAP-Standard ist der sicherste und schnellste Weg. Er wird von vielen beschritten und ist weit ausgebaut. Gleichzeitig bleiben dabei jedoch Potenziale und attraktivere Alternativen oft ungenutzt. Solche kleinen ‚Schleichwege‘ abseits des Standards eröffnen zusätzliche Möglichkeiten, können jedoch anspruchsvoller sein und das Risiko bergen, vom Kurs abzukommen. Ein klarer Plan im Vorfeld bestimmt am Ende den Erfolg des Projekts.

Falls Sie genauere Beratung zu Ihrem persönlichen (Wander-)Weg zum SAP EWM benötigen, melden Sie sich – wir beraten Sie gerne! Welche ‚Sehenswürdigkeiten‘ Sie mit uns integrieren können, finden Sie auch auf unserer EWM-Webseite!
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