Warehouse Management: Private vs. Public Cloud Edition (EWM/WM)

In der heutigen digitalen Welt gewinnen Cloud-Lösungen immer mehr an Bedeutung und auch bei der SAP ist der Trend zur Cloud nicht zu übersehen. Klassischerweise wurden SAP-Systeme On-Premise installiert und betrieben. Doch immer mehr Kunden migrieren in die Cloud; das ist auch ein Ziel der SAP.

Diese bietet die zwei bekannten Varianten der Private und der Public Cloud an. Gesamt gesehen bietet die Public Cloud-Variante „SAP S/4HANA Cloud“ eine begrenzte, die Private Cloud-Variante „SAP S/4HANA Private Edition“ die umfassende Funktionalität und zusätzlich die Möglichkeit, mehr individuelle Anpassungen vorzunehmen. In beiden Varianten gibt es eine Lösung für das Warehouse Management mit SAP. Hier stellt sich direkt die Frage: Wie unterscheiden sich die beiden Varianten und welche ist die beste Wahl?

In diesem Blog-Beitrag werden wir uns dafür auf die Warehouse Management Lösung in der Private Cloud konzentrieren und die Unterschiede zum bekannten Extended Warehouse Management (SAP EWM) aufzeigen.

Private vs. Public Cloud allgemein

Für alle Leser, die sich bisher noch nicht mit dem generellen Prinzip der Private und Public Cloud auseinandergesetzt haben, möchten wir zunächst beide Varianten und deren Unterschiede im Allgemeinen zusammenfassend erklären:

Eine Private Cloud ist eine Cloud-Infrastruktur, die On-Premise oder bei einem externen Anbieter gehostet wird. Die Ressourcen und Daten bleiben innerhalb der Organisation, was eine höhere Kontrolle und Sicherheit bietet.

Eine Public Cloud hingegen wird von einem externen Anbieter bereitgestellt und verwaltet. Die Ressourcen und Daten werden dabei mit anderen Kunden geteilt, was zu einer höheren Kosteneffizienz führt.

Damit stehen die Vorteile von Private Clouds (Bessere Kontrolle, Sicherheit und Compliance) denen Public Clouds (Skalierbarkeit, Flexibilität und Kosteneinsparungen) gegenüber. Der Kunde muss diese grundlegend abwägen und sich entscheiden.

Warehouse Management in Private vs. Public Cloud

Kommen wir nun jedoch zu dem eigentlichen Thema dieses Beitrags: Die Warehouse Management Lösungen der Private und der Public Cloud.

Die Private Cloud Edition bietet hier die Lösung, die die meisten kennen – das klassische EWM, das Extended Warehouse Management, welches so auch in der On-Premise Version angeboten wird.

Wird jedoch über die Lösung in der Public Cloud gesprochen, sind viele erstmal verwirrt: Hier heißt die Lösung „WM“, die meist direkt mit der alten Lösung LE-WM verbunden wird, dem Vorgänger von EWM mit R/3. Aber Achtung – das ist nicht der Fall! Das Public Cloud WM basiert nämlich auf der EWM Codeline und wurde dann vom Funktionsumfang her eingeschränkt und ist daher eine grundlegend andere und neuere Lösung als das LE-WM.

Die Public Cloud WM Edition ist also quasi ein eingeschränktes EWM. Doch welche Funktionen bietet diese Lösung denn bzw. welche nicht?

Funktionsumfang Public Cloud WM

Wir können im Rahmen dieses Blogbeitrags natürlich nicht jede einzelne Funktion erläutern und nennen, ob diese enthalten ist oder nicht. Wir haben jedoch eine Übersicht, in welcher die Private Edition mit der Public Edition je nach Thema verglichen werden kann. Grob zusammengefasst findet sich der Funktionsumfang für die verschiedenen Lösungen nachfolgend.

Die Public Edition bildet die Bereiche hierbei gar nicht (0 %), nur teilweise (ca. 20%), halb (ca. 50 %), größtenteils (ca. 80 %) oder auch komplett (100 %) ab. Welche Funktionen dann genau angeboten werden, muss zusätzlich recherchiert werden. Oder kommen Sie auch gerne auf uns zu!

Hier wird klar, dass das Public Cloud WM vor allem die Basisprozesse größtenteils bis komplett abdeckt. Die Warehouse Operator App ist sogar nur in der Public Edition angeboten. Gerade bei tiefergreifenden bzw. spezielleren Funktionen wird es hingegen dünner – hier sind die Prozesse meist nur teilweise bis gar nicht mehr integriert.

Wann ist Public Cloud WM die richtige Wahl?

Nachdem die erste Frage beantwortet wurde und nun klar ist, welche Funktionen das Public Cloud WM bietet, stellt sich direkt die nächste Frage: Wann ist diese Variante denn für ein Unternehmen geeignet?

Beim Vergleich der beiden Lösungen sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

1. Integration: Wenn das ERP bereits in der Public Cloud läuft, sollte das Public Cloud WM auch als erstes in Erwägung gezogen werden. Denn reicht dieses vom Umfang her aus, ist es einfacher einzurichten als die Anbindung eines dezentralen Private Cloud EWM (was die Alternative darstellt).
   
   
2. Verfügbarkeit: Public Cloud WM ist nur als integrierte (embedded) Lösung für Kunden verfügbar, die ERP in S/4HANA Cloud Public Edition nutzen. Andernfalls ist Private Cloud EWM bzw. On-Premise die einzige Option.
   
   
3. Komplexität: Simple bis mittelkomplexe Distributionslager können gut mit Public Cloud WM abgedeckt werden.
   Hochkomplexe, automatisierte Lager mit maximaler Prozessoptimierung benötigen eher die EWM-Lösung.
   
   
4. Produktion: Das Public Cloud WM eignet sich besonders für Unternehmen mit Produktionsintegration, da es eng mit Produktionsplanung, Bestands- und Qualitätsmanagement verzahnt ist und hierfür einen großen Funktionsumfang bietet.
   
   
5. Erweiterte Funktionen: Falls spezielle Funktionen benötigt werden, die nur in EWM verfügbar sind, muss abgewogen werden, ob eine Erweiterung der Public Cloud sinnvoll ist oder EWM verwendet werden muss.

Weitere Hinweise

Die Public Cloud ist immer mit eingeschränkten Möglichkeiten verbunden – nicht nur hinsichtlich der angebotenen Funktionen (wie bereits erläutert), sondern auch im Betracht der Möglichkeiten individueller Erweiterungen. Bei der SAP Public Cloud Lösung sind aber definitiv eigene Erweiterungen und Personalisierungen möglich. Die BadIs, also die Bussiness Add-Ins zur Erweiterung des Standard-Codes, stehen wider Erwarten der meisten Nutzer weiterhin zur Verfügung. Aber wie vermutet gibt es auch hier nicht die volle Anzahl und SAP empfiehlt, nur auf diese zurückzugreifen, wenn es wirklich benötigt wird. Denn je weniger eigene Anpassungen und je näher am Standard, desto weniger Fehler können auftreten und desto einfacher ist die Wartung.

Die SAP bietet innerhalb ihrer Public Cloud auch Dienste wie SAP Build und Screen Personas an. Mit diesen Tools können kundeneigene Wünsche umgesetzt werden: Mit den Screen Personas können die mobilen Lagertransaktionen flexibel angepasst werden. Hier ist es z. B. möglich, Felder ein- oder auszublenden, neue Felder hinzuzufügen oder das sogenannte User-Scripting zu verwenden. Auch Farbe und Größe der Buttons können verändert werden. Das geht relativ einfach und schnell.

Mit SAP Build können eigene Apps, basierend auf den remote APIs entwickelt werden, sollten die mobilen Lagertransaktionen nicht ausreichen. Hier ist eine Low Code oder eine Pro Code Erweiterung möglich. Mehr zu diesem Tool finden Sie hier bei der SAP.

Fazit

Das Public Cloud WM ist eine Warehouse Management Lösung, die in der SAP Public Cloud angeboten wird. Public Clouds werden immer beliebter und zeichnen sich durch Skalierbarkeit, Flexibilität und Kosteneinsparungen aus. Dabei basiert diese Lösung auf dem EWM (Extended Warehouse Management) mit eingeschränkten Funktionen.

Public Cloud WM sollte als erste Option geprüft werden, wenn ein Kunde bereits das ERP in der Private Cloud hat, da es dort bereits integriert ist. Bei der Wahl der genauen Variante ist es wichtig, tiefer zu prüfen, welche Funktionen vorhanden sind und welche nicht.

Falls Sie aktuell vor der Entscheidung stehen, welche Variante der Lagerverwaltung Sie nutzen sollten, kontaktieren Sie uns – unsere erfahrenen EWM-Berater helfen Ihnen gerne weiter! Und falls Sie mehr zum Thema EWM lesen möchten, schauen Sie doch noch in unserem EWM-Blog vorbei. Hier befassen wir uns z. B. mit dem Vergleich von EWM in einer dezentralen oder eingebetteten Architektur.