Ist SAP EWM als dezentrale oder embedded Lösung sinnvoller? – Diese Frage nach der Systemarchitektur stellt sich sehr bald, wenn über die Einführung von SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) nachgedacht wird. Sie möchten den Unterschied zwischen den beiden Varianten verstehen? Dann sind Sie bei uns richtig! Im Folgenden wollen wir Ihnen die beiden Architekturen für SAP EWM genauer vorstellen.
Als Nachfolger des SAP Warehouse Managements wurde SAP EWM im Jahr 2002 als neues Tool für die Lagerverwaltung eingeführt. Zu dieser Zeit wurde SAP EWM außerhalb des SAP ERP-Systems, also in einer dezentralen Architektur, betrieben. Mit den Jahren wurde SAP EWM stetig weiterentwickelt und hat sich als mächtiges Lagerverwaltungssystem in vielen Branchen etabliert. Mit der Einführung von S/4HANA 1610 wurde das Extended Warehouse Management deshalb in das SAP S/4HANA Kernprodukt integriert und ausgeliefert. Hierbei wird auch von SAP EWM als Embedded System gesprochen. Seit S/4HANA 2018 ist zudem auch die Nutzung von SAP EWM auf einem dezentralen, eigenständigen S/4HANA-System möglich. Dabei kann SAP EWM auch mit mehreren ERP-Systemen kommunizieren.
SAP EWM in dezentraler Architektur
In einer dezentralen Architektur kann SAP EWM als eigenständiges Lagerverwaltungssystem durch SAP-Standard-Schnittstellen an ein oder mehrere ERP-Systeme angebunden werden. Über die Schnittstellen werden Daten zwischen den Systemen ausgetauscht bzw. repliziert. (Auf die wichtigsten Schnittstellen gehen wir weiter unten im Beitrag ein.) Bei der Einrichtung und der Nutzung von SAP EWM als dezentrales System ist es notwendig, dass die Anwender sich im für sie relevanten System (ERP-System oder EWM-System) anmelden. Deshalb kann es in manchen Fällen dazu kommen, dass manche Anwender sich in zwei Systemen anmelden müssen.
Wann ist es sinnvoll, EWM dezentral zu betreiben?
Eine dezentrale Architektur bietet sich vor allem für Unternehmen an, für die eine hohe Performance mit kurzen Latenzzeiten maßgeblich ist. Ist ein MFS (Materialflusssystem) im Einsatz, ist es sogar obligatorisch. Soll die Weiterarbeit im Lager auch dann gewährleistet werden, wenn andere Systeme (z. B. aufgrund von Wartung) nicht verfügbar sind, ist es sinnvoll, die Lagerverwaltung in ein dezentrales System auszulagern. Bei einer Neueinführung von SAP EWM ist eine dezentrale Architektur auch dann zu empfehlen, wenn ein SAP ERP-Release (also kein S/4HANA) bereits im Einsatz ist.
SAP EWM als Embedded System
Zunächst muss klargestellt werden, dass es sich bei SAP EWM immer um eine eigenständige Komponente neben dem ERP-System handelt. Dementsprechend müssen immer eine Schnittstelle und ein Verteilungsmodell zwischen den Systemen existieren, über die die notwendige Kommunikation stattfinden – auch wenn SAP EWM in das ERP-System eingebettet ist. Ein Unterschied zur dezentralen Architektur besteht hingegen darin, dass Stammdaten aus dem ERP-System nicht in EWM dupliziert werden müssen. Auch kann die automatische Anlage von „Zwischendokumenten“ (z. B. Anlieferungsbenachrichtigung im Wareneingangsprozess) in EWM eingespart werden.
Wann ist es sinnvoll EWM Embedded zu betreiben?
Für Anwender ändert sich bei der Embedded Architektur im Vergleich zur dezentralen Variante nicht viel, außer dass sie sich nur in einer Oberfläche anmelden müssen, um ihre Arbeit in beiden Systemen erledigen zu können. Das bietet nicht nur einen großen Vorteil für die Anwender, weil die Auswahl des richtigen Systems wegfällt, sondern kann auch die Einarbeitung neuer Mitarbeiter beschleunigen. Durch die Reduzierung auf ein System verringert sich zudem der Customizing- und Testaufwand. Ein Embedded EWM-System eignet sich also vor allem für Unternehmen, die den Aufwand für die Einrichtung und für ihre Anwender geringhalten möchten. Des Weiteren ist ein Embedded EWM sinnvoll, wenn eine komplette Neueinführung von SAP S/4HANA im Unternehmen stattfindet, also kein bereits existierendes System weitergeführt werden soll. In S/4HANA sind die Grundfunktionen von SAP EWM nämlich in der Lizenz enthalten (= Basic EWM). Somit kann es ohne Mehrkosten genutzt werden.
Verschiedene Schnittstellen-Technologien
Damit der Einsatz von EWM richtig funktioniert, ist es maßgeblich, dass Daten zwischen den Systemen richtig kommuniziert werden. Folgende Schnittstellen sind hierfür relevant:
- Stammdaten werden bei älteren EWM-Versionen über CIF (Core Interface) übertragen.
- Bei Systemen, die auf S/4HANA basieren, wird hingegen die ALE- (Application Link Enabling) / IDoc-Schnittstelle genutzt.
- Mittlerweile empfiehlt SAP zudem eine neue Technik: das DRF (Data Replication Framework).
- Für die richtige Verteilung der Daten zwischen den logischen Systemen ist zudem immer ein Verteilungsmodell notwendig.
- Bewegungsdaten werden über eine qRFC-Schnittstelle (queued Remote Function Call) übertragen.