Nachdem wir im vorhergehenden Beitrag mit den Grundlagen zum SAP EWM MFS gestartet sind, möchten wir nun ein Stück tiefer in das Materialflusssystem von SAP eintauchen und die grundlegenden Elemente im Aufbau des SAP Materialflusssystems mit dem Extended Warehouse Management (EWM) vorstellen.
Relevant sind folgende fünf Elemente (siehe orange Hervorhebung in der Beispieldarstellung), auf welche wir anschließend einzeln eingehen werden:
- Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS)
- Kommunikationskanal
- Meldepunkt
- Fördersegment
- Ressource

Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS)
Die Definition der speicherprogrammierbaren Steuerung, kurz SPS, ist laut SAP folgende: „Unterlagertes Echtzeitsystem, das den physischen Transport von HUs auf Förderanlagen und deren Komponenten steuert.“
An Beispielen genauer beschrieben, wertet die SPS Signale der angeschlossenen Steuerungen aus (z. B. Fördertechnik, wird später erläutert) und aktiviert bzw. deaktiviert die Motoren, Geräte, Sensoren oder Leser, je nachdem, was ansteuerbar ist und was das Ziel der Aktion ist. Das EWM-System kann mit den Steuerungen kommunizieren, dabei muss jedoch jede Steuerung als SPS definiert werden. Manchmal sind auch Kopfsteuerungen zwischengeschaltet. In solchen Fällen kommuniziert das EWM immer nur mit diesen, entsprechend müssen im EWM nur diese definiert werden. Weiterhin muss zu jeder SPS mindestens ein Kommunikationskanal definiert sein, es können jedoch auch mehrere sein.
Kommunikationskanal
Der Kommunikationskanal stellt die „Nachrichtenverbindung zwischen MFS und einer Steuerung, definiert durch eine IP-Adresse und einen Port“ dar.
Um die Kommunikation zwischen MFS und einer SPS zu ermöglichen, muss wie erwähnt mindestens ein Kommunikationskanal für die SPS definiert werden. Dabei werden Eigenschaften wie die Nachrichtenlänge und die Verwendung von Telegrammbestätigungen festgelegt. Zudem werden im Anwendungsmenü die IP-Adresse und der Port der SPS hinterlegt.
Für eine SPS können auch mehrere Kommunikationskanäle eingerichtet werden, wobei jeder Kanal einen eigenen Port benötigt. So lassen sich bestimmte Telegramme gezielt über verschiedene Kanäle steuern.
Nachrichten innerhalb eines Kanals werden sequenziell verarbeitet – eine neue Nachricht wird erst gesendet, wenn die vorherige bestätigt wurde. In den meisten Fällen genügt ein einzelner Kommunikationskanal pro SPS, doch zusätzliche Kanäle können die Übertragung beschleunigen. Hier muss jedoch darauf geachtet werden, dass nur Nachrichten parallelisiert werden, die sich ggf. auch überholen dürfen – sonst kann es zu Reihenfolge-Fehlern kommen.
Meldepunkt
Der Meldepunkt ist ein „Punkt auf der Fördertechnik, an dem EWM und die speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) Informationen austauscht, wie z. B. Verfügbarkeitsstatus, Startpunkt einer Lageraufgabe, Zielpunkt einer Lageraufgabe, oder Scannerpunkt.“
Ein Meldepunkt ist hierfür immer einer bestimmten SPS zugeordnet und wird in EWM auch als Lagerplatz abgebildet. Zentrale Eigenschaften des Meldepunkts sind seine Kapazität (wie viele HUs dürfen hier gleichzeitig sein) und der Verfügbarkeitsstatus (ist der Punkt z. B. gesperrt oder nicht). Meldepunkte sind in verschiedene Meldepunktarten unterteilt, z. B. für Identifikationspunkte (zur Lagerplatzvergabe) oder Scannermeldepunkte. Die Meldepunktart bestimmt – in Kombination mit der Telegrammart – welche MFS-Aktion am jeweiligen Punkt ausgelöst wird.
In einem nachfolgenden Blogbeitrag in dieser MFS-Serie gehen wir konkret auf die Meldepunkte ein und wie diese definiert und eingerichtet werden können. Bleiben Sie also dran und schauen Sie regelmäßig in unserem Blog vorbei!
Fördersegment
Ein Fördersegment ist ganz einfach definiert als „Strecke zwischen zwei Meldepunkten.“.
Fördersegmente bewegen dabei die Handling Units (HUs) von einem Meldepunkt zum nächsten. Auch für jedes Segment kann eine Kapazitätsgrenze festgelegt werden, die bestimmt, wie viele HUs gleichzeitig darauf transportiert werden können. Ist die Kapazität erreicht, hält EWM weitere Transportaufträge zurück.
In der layoutorientierten Lagerungssteuerung werden Fördersegmente ihren Start- und Endpunkten zugeordnet. Mehrere Segmente lassen sich dann zu einer Fördersegmentgruppe zusammenfassen. Dadurch können bei einer SPS-Störung nicht nur einzelne Segmente, sondern die gesamte Gruppe gesperrt werden, sodass EWM alle zugehörigen Transportaufträge stoppt.
Fördersegmente müssen nur in SAP definiert werden, wenn ihr Status oder ihre Kapazität in EWM überwacht werden soll. In vielen Fällen reicht es jedoch aus, diese Informationen über Meldepunkte zu steuern.
Ressource
Zuletzt bleibt noch die Ressource als Element. Diese ist ein „Objekt, das eine Lageraufgabe ausführt. Im MFS ein Fahrzeug, das eine HU von einem Meldepunkt (oder Lagerplatz) zu einem anderen transportiert.“.
Die Ressource ist meist bereits aus dem klassischen EWM bekannt. Im Umfeld des MFS ist eine Ressource meist ein Fahrzeug, das eine HU von einem Meldepunkt oder Lagerplatz zu einem anderen transportiert. Die Ressource fährt zunächst leer zum Abholpunkt, nimmt die Last auf und gibt sie am Ziel wieder ab. Um Leerfahrten zu minimieren, sollte die Reihenfolge der Transportaufträge optimiert werden, beispielsweise durch das sogenannte Doppelspiel.
Die Frage ist an der Stelle meist, welche Elemente als Ressource angelegt werden sollten. Um etwa die Bewegungen von Regalbediengeräten aus EWM heraus zu optimieren, müssen diese in EWM als Ressourcen abgebildet sein. Förderstrecken sind nicht als Ressourcen abgebildet, ebenso wie ein Verteilwagen, den die SPS mittels eines eigenen Auftragspuffers optimiert. Dabei genügt es beispielsweise, die vom Verteilwagen bedienten Meldepunkte zu definieren (Info: In wenigen Fällen reicht dies jedoch auch nicht aus, das muss einzeln geprüft werden).
Fazit
Die fünf Elemente speicherprogrammierbare Steuerung, Kommunikationskanal, Meldepunkt, Fördersegment und Ressource des SAP EWM MFS stellen gemeinsam den Aufbau des Materialflusssystems dar. Durch die Vernetzung der Elemente wird die Materialflusssteuerung ermöglicht.
Wenn Sie mehr zum Thema Materialflusssystem erfahren möchten, besuchen Sie uns doch gerne auf unserer Webseite. Um immer auf dem Laufenden zu bleiben und weitere Beiträge von Grundlagen über Tipps und Tricks bis zu tiefgreifenden Fachbeiträgen rund ums MFS zu lesen, schauen Sie in unserem EWM-Blog vorbei!
Quelle der genannten SAP-Definitionen: SAP Help Portal