Erfolgsmessung in SAP EWM: Welche KPIs wirklich zählen!

Flexus Redaktion

22. September 2025

In der heutigen, dynamischen Geschäftswelt sind effiziente Lagerprozesse unerlässlich für den Unternehmenserfolg. Insbesondere die Nutzung von SAP Extended Warehouse Management (EWM) erlaubt es Unternehmen, ihre Lagerhaltung zu optimieren und gleichzeitig die Kosten auf lange Sicht zu minimieren.

Doch wie kann der Erfolg dieser Bemühungen gemessen werden? Welche der sogenannten Key Performance Indicators (kurz KPIs) sind tatsächlich entscheidend für die Bewertung der Effizienz und Effektivität im Lager? Solche Fragen sind essenziell, denn wenn die Auswertung nicht korrekt erfolgt oder gar generell falsche KPIs erhoben werden, können die Ergebnisse fehlleiten.

In diesem Blogbeitrag werden wir daher die wichtigsten KPIs in SAP EWM vorstellen und erläutern, welche Möglichkeiten SAP EWM für das Monitoring dieser bietet. Lesen Sie jetzt den folgenden Beitrag und kontrollieren auch Sie in Zukunft Ihre KPIs, um Ihr Lager so effizient wie möglich zu führen und Fehlerquellen schnell zu entdecken!

Monitoring-Tools in SAP EWM

Zunächst möchten wir einen Blick darauf werfen, wie in SAP EWM überhaupt Aktivitäten und Bestände im Lager beobachtet werden können. SAP EWM bietet hierzu unterschiedliche Möglichkeiten für das Monitoring, aber das wohl bekannteste Tool in diesem Zusammenhang ist der Lagerverwaltungsmonitor (kurz LVM). Mit flexiblen Anpassungsmöglichkeiten, Filter- und Sortiermöglichkeiten sowie der Funktion “Automatisch Auffrischen” können Echtzeitdaten angezeigt und nach individuellen Wünschen konfigurierte Ansichten erstellt werden. Lesen Sie unsere Reihe zum Lagerverwaltungsmonitor, um mehr über die Funktionsweise und die individuellen Anpassungsmöglichkeiten zu erfahren. Denn nur mit einem gut eingestellten LVM kann dieser effizient verwendet werden.

Lagerverwaltungsmonitor mit Anzeige des aktuellen Lagerplatzbestandes

Des Weiteren bietet SAP EWM das Easy Graphics Framework (EGF) an. Dies ist ein Werkzeug von SAP, das die Erstellung von Cockpits ermöglicht, auf denen Daten grafisch angezeigt werden. Mit einem EGF-Cockpit können mehrere Benutzer gleichzeitig arbeiten. Über Berechtigungsrollen kann die Nutzung angepasst bzw. eingeschränkt werden. EGF verwendet standardmäßig den SAP Internet Graphics Server (SAP IGS) als Grafikanbieter, der Daten in Grafiken umwandelt. Es ist jedoch möglich, jeden anderen Grafikanbieter zu verwenden, der dies anbietet. Das EGF zeigt die aktuellen Daten in unterschiedlichen Diagrammen an und aktualisiert diese in vorgegebenen Intervallen. Es bietet auch die Möglichkeit, von einer Grafik aus in eine Folgeanwendung zu navigieren, um direkt in den Prozess einzugreifen oder sich weitere Daten anzeigen zu lassen.

Für eine umfangreiche Nutzung des Cockpits bietet sich auch die Konfiguration verschiedener Kennzahlen im SAP EWM an. Diese können dann im Cockpit verwendet werden. Folgende Abbildung zeigt beispielhaft ein Lager-Cockpit mit zwei verschiedenen Grafiken zu Leerplätzen in den Lagertypen 0010 und 0015: Links als sogenannter „Tachometer“ mit der Anzeige der aktuellen Leerplätze und ab wann die Anzahl kritisch werden könnte (roter Bereich) und rechts einfach der aktuelle Wert, welcher über die Zeit fortgeschrieben werden würde. Bisher ist nur für KW38 ein Eintrag vorhanden, da die Kennzahl neu generiert wurde.

Lager-Cockpit mit zwei Grafiken zu Leerplätzen in den Lagertypen 0010 und 0015, links Tachometeranzeige, rechts Zeitverlauf
Übersicht der Leerplätze im Lagercockpit

Info: In unserem Beitrag zum Materialflusssystem mit SAP EWM sind wir auch auf die Lagerleitstandsfunktionen mit MFS eingegangen. Hier zeigen wir auch den LVM und das EGF in anderer Weise präsentiert. Interessieren Sie also konkreter die Infos zum MFS, schauen Sie im Beitrag vorbei.

Empfehlenswerter ist es in dieser Hinsicht aber, das SAP Fiori Launchpad als Dashboard zu verwenden. Durch die grafischen Möglichkeiten, die diese Technologie bietet, können Kacheln für verschiedene Anzeigen und Prozesse mit Zahlen oder Grafiken angereichert werden. Auch sind die sogenannten dynamischen Kacheln interessant, wobei es hier verschiedene Arten gibt: Es kann z. B. eine große Zahl (auch eingefärbt) basierend auf Echtzeitdaten angezeigt werden (z. B. die aktuell offenen LBs), direkte KPIs wie der Umsatz oder sogar Grafiken wie Balken- oder Kreisdiagramme. So können wichtige Infos direkt im Launchpad eingesehen werden.

Eine weitere Möglichkeit, sich Daten grafisch anzeigen zu lassen, ist das grafische Lagerlayout der SAP. Dieses gibt einen Überblick über die Lagerstruktur, Bestände, Ressourcen und Lagerplatz-Auslastung. Mithilfe einer Kartenansicht kann geprüft werden, ob Lagertyp bzw. Platzdaten korrekt angelegt wurden. Auch aus dem grafischen Lagerlayout heraus können Folgefunktionen aufgerufen werden. Sie benötigen eher einen Gesamtüberblick über Fahrwege, Position und Aktivität Ihrer Ressourcen und möchten diese übersichtlich steuern? Dann schauen Sie sich gerne unsere FlexGuide4 Lösung für eine hybride Flottensteuerung an.

Die Monitoring-Tools können über den Knoten Logistik im SAP Menü unter dem Pfad SCM Extended Warehousemanagement > Monitoring aufgerufen werden. Wird Fiori verwendet, kann das Launchpad über die Transaktion /UI2/FLP aus dem jeweiligen System aufgerufen werden.

SAP Menü Pfad für Monitoring-Funktionen

Key Performance Indicators – Wann sind KPIs wirklich SMART?

Die Monitoring-Möglichkeiten schön und gut, aber wie können die Daten nun auch sinnvoll ausgewertet werden, um herauszufinden, ob die Lagerprozesse wirklich effizient und erfolgreich sind? Letztendlich werden mit SAP EWM sehr viele Daten erhoben, welche unterschiedlich interpretiert und für die Erfolgsmessung herangezogen werden können. Mit der Festlegung sogenannter Key Performance Indicators (KPIs) können diese Daten sinnvoll in Bezug zueinander gebracht und analysiert werden. Durch die Wahl und stetige Überwachung der richtigen KPIs können Unternehmen die Ergebnisse und Fortschritte in einem gewissen Bereich erfassen sowie strategisch wichtige Entscheidungen treffen, um die Effizienz und Effektivität von Prozessen zu verbessern. Bei der Festlegung der KPIs sollte aber eine Grundregel nie aus den Augen gelassen werden: „KPIs sollten SMART sein.“

Das bedeutet, dass jeder Key Performance Indicator folgende fünf Kriterien erfüllen sollte:

  1. Spezifisch (Specific): Der KPI sollte klar und eindeutig definiert sein, sodass alle Beteiligten genau wissen, was gemessen wird und welche Ziele verfolgt werden. Er sollte spezifisch genug sein, um eine sinnvolle Aussage über die Leistung zu ermöglichen.

  2. Messbar (Measurable): Der KPI sollte quantifizierbar sein, sodass Sie die Fortschritte und Erfolge durch konkrete Zahlen und Daten überwachen können. Es sollte klar sein, wie die Daten gesammelt werden.

  3. Erreichbar (Achievable): Der KPI sollte realistisch und erreichbar sein, basierend auf aktuellen Ressourcen und Rahmenbedingungen. Unrealistische Zielwerte für die KPIs können demotivierend wirken und den Fokus von den tatsächlichen Zielen ablenken.

  4. Relevant (Relevant): Der KPI sollte für die Ziele und Strategien des Unternehmens relevant sein. Er sollte Messgrößen erfassen, die tatsächlich einen Einfluss auf den Geschäftserfolg haben und eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen.

  5. Zeitgebunden (Time-bound): Der KPI sollte einen klaren Zeitrahmen haben, innerhalb dessen die Ergebnisse gemessen werden. Das gibt der Analyse einen Kontext und hilft, Fortschritte über Zeit zu verfolgen.

Key Performance Indicators für SAP EWM

Es gibt einige KPIs, die wir für die Erfolgsmessung Ihrer Intralogistikprozesse empfehlen können und bei deren Überwachung und Analyse Sie SAP EWM unterstützen kann:

Lagerumschlagshäufigkeit

Diese Kennzahl misst, wie häufig der Lagerbestand innerhalb eines bestimmten Zeitraums verkauft oder verwendet wird. Sie gibt Aufschluss über die Effizienz des Bestandsmanagements. Bestand, der selten umgeschlagen wird, kann ggf. verringert werden, um Kapitalbindungskosten zu senken und Platz für besser laufende Waren zu schaffen.

Durchschnittliche Lagerdauer

Diese Kennzahl zeigt, wie lange Artikel im Lager verbleiben, bevor sie bewegt oder verkauft werden. Eine kürzere Lagerdauer deutet auf eine effiziente Lagerverwaltung hin.

Auftragsdurchlaufzeit

Die Zeit, die für die vollständige Bearbeitung eines Auftrags benötigt wird, einschließlich aller Schritte von der Bestellung bis zur Auslieferung.

Bearbeitungszeit für Lageraufgaben/Lageraufträge

Die durchschnittliche Zeit, die für die Bearbeitung von Lageraufgaben/Lageraufträgen wie Einlagerung und Kommissionierung benötigt wird. In der Hinsicht gibt es auch das Arbeitsmanagement mit SAP EWM, mit welchem gerade solche Punkte detailliert überwacht werden können – in Deutschland jedoch rechtlich nicht ganz einfach einzuführen wegen der Überwachung der Mitarbeiter.

Kommissioniergenauigkeit

Diese Kennzahl misst, wie genau die Aufträge kommissioniert werden, d. h. der Anteil der fehlerfrei kommissionierten Artikel an der Gesamtzahl der kommissionierten Artikel. Hier werden z. B. die Ausnahmecodes, die bei Entnahme gesetzt werden können, analysiert.

Bestandsgenauigkeit

Der Grad, in dem der tatsächlich vorhandene Bestand mit dem im System erfassten Bestand übereinstimmt. Hohe Bestandsgenauigkeit ist entscheidend für eine effiziente Lagerverwaltung. Hierfür ist eine regelmäßige und genaue Inventur-Abwicklung notwendig. SAP EWM bietet robuste Funktionen zur Unterstützung von Inventurprozessen, inklusive Zykluszählungen und automatisierter Fehlerverfolgung. Mehr zur SAP EWM Inventur.

Kosten pro Bestellung

Die Gesamtkosten, die mit der Bearbeitung einer Bestellung verbunden sind, einschließlich Lager-, Transport- und Verwaltungskosten.

Ressourcenauslastung

Die Effizienz der Nutzung von Lagerressourcen wie Mitarbeitern, Flurförderzeugen und Lagerflächen. Eine hohe Auslastung kann auf einen optimalen Einsatz der Ressourcen hindeuten. Des Weiteren kann die Kennzahl der offenen Lageraufgaben je Queue (Gruppierung von Lageraufträgen) eine Auskunft darüber geben, ob Ressourcen richtig eingesetzt sind.

Mitarbeitereffizienz

Die Effizienz der Mitarbeiter im Lager kann ein kritischer Faktor für den Gesamterfolg sein. Durch die Analyse von KPIs wie der Auftragsbearbeitungsrate pro Mitarbeiter können Unternehmen sicherstellen, dass Ressourcen optimal genutzt werden. SAP EWM bietet Funktionen zur Leistungsüberwachung und -analyse, die zur Optimierung der Personaleinsatzplanung beitragen. Auch hier kann das Arbeitsmanagement für tiefere Analysen greifen.

Anzahl der Lagerfehler

Die Häufigkeit von Fehlern wie falschen Lieferungen, Überbeständen oder Fehlbeständen. Diese Kennzahl hilft, Schwachstellen im Lagerprozess zu identifizieren.

Je nach Lagerprozessen und Branche ergeben auch viele weitere KPIs Sinn. Hier muss eine detaillierte Analyse durchlaufen werden, um ein gutes KPI-Konzept zu entwerfen, das auch wirklich einen Mehrwert bietet. Auch die Kombination verschiedener KPIs birgt erst die interessanten Auswertungen.

Fazit

SAP EWM bietet für die Erfolgsmessung unterschiedliche Möglichkeiten an, die Logistikunternehmen nutzen sollten, um Lagerprozesse nachhaltig zu verbessern und den Gesamterfolg des Unternehmens zu sichern.

Dabei ist es essenziell, die richtigen Key Performance Indicators zur Bewertung des Erfolgs mithilfe des SMART-Prinzips festzulegen. KPIs können und sollten zwar immer individuell gewählt werden, doch gibt es in der Intralogistik einige allgemeingültige KPIs, die stets im Blick behalten werden sollten, um eine effiziente Lagerverwaltung zu gewährleisten. Neben der Festlegung der KPIs sollte auch immer gezielt entschieden werden, auf welche Weise das Monitoring in EWM stattfinden soll – ob mit grafischen Dashboards oder eigens angelegten Filteransichten im Lagerverwaltungsmonitor.

Ein kluges KPI-Management ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen und zukunftssicheren Lagerverwaltung. Stellen Sie sicher, dass Sie die richtigen KPIs im Auge behalten!

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