Effiziente Materialflusssteuerung & Bestandstracking mit SAP EWM

SAP blickt auf eine lange Historie der Warenbewegung und Bestandsverwaltung zurück. Angefangen von der einfachen Lagerortverwaltung in MM über die erste richtige Bestandsverwaltung in WM bis hin zum neuesten Produkt SAP EWM, welches die konsequente Weiterentwicklung fortführt und die Bestandsverwaltung in die neue Welt unter S/4HANA hebt. Nicht nur wegen SAPs Ankündigung, WM nicht mehr mit neuen Funktionen zu versehen und den Support abzukündigen, gewinnt Extended Warehouse Management immer mehr an Bedeutung. Auch der erweiterte Funktionsumfang überzeugt viele Kunden, ihr bestehendes Lager von WM auf EWM zu migrieren oder Neuprojekte direkt unter SAP EWM umzusetzen.

Potenziale von SAP EWM im Bereich der Materialflusssteuerung

Komplexe Prozesse wie Wareneingang, Einlagerung, Produktionsversorgung oder Versand lassen sich im Standard abbilden und sind durch den hohen Grad an Customizing sehr flexibel einstellbar. Erstmalig sind richtige mehrstufige Warenbewegungen über die layout- und prozessorientierte Lagersteuerung abbildbar. Im Vergleich zu WM wurden Suchstrategien, Handling Unit Management und die Organisationsstrukturen verbessert.

Lücken unter Extended Warehouse Management (SAP EWM)

Allerdings gibt es Bereiche, in denen SAP EWM Lücken lässt. Obwohl ein Ressourcenmanagement oder eine Queueverwaltung vorhanden ist, ist die Verteilung von Lageraufgaben an die einzelnen Ressourcen – damit sind alle Arten von Fahrzeugen wie Gabelstapler, Elektroameisen oder Routenzüge gemeint – effizienter steuerbar. Eine Minimierung von Leerfahrten, indem eine Lageraufgabe derjenigen Ressource zugeordnet wird, die sich am nächsten befindet, findet so gut wie nicht statt. 

Transportleitsystem für SAP EWM - Anbindung verschiedener Ressourcen wie Stapler, Routenzüge oder fahrerlose Transportfahrzeuge möglich

Und gerade die Effizienzsteigerung und damit Kostenreduzierung ist im heutigen Zeitalter der Digitalisierung immer wichtiger. Auch der Endbenutzer erhält mit dem RFUI Framework eine funktional umfassendere Anwendung, aber hinsichtlich Usability und des Designs eine ausbaufähige Lösung. Obwohl sich SAP genau dies mit der Einführung von Fiori und UI5 auf die Fahne geschrieben hat, bleiben Sie diesen Beweis aufgrund mangelnder EWM Fiori Standardapps noch schuldig.

Optimierung des bestehenden SAP Extended Warehouse Management Systems mit dem FlexGuide TLS

Genau in diese Lücken stößt Flexus mit dem Transportleitsystem (FlexGuide) vor. Das Ziel ist es, die gesamtheitlichen Warenbewegungen einer Fabrik so effizient und damit mit so wenig Ressourcen wie möglich zu verarbeiten. Das wird erreicht, indem ein starker Fokus auf eine Minimierung von Leerfahrten – sowohl quantitativ als auch qualitativ – gelegt wird. Der Systemkern, der neben Leerfahrten auch Wartezeiten, Fälligkeiten, manuelle Prioritäten und weitere Faktoren berücksichtigt, verwaltet den zentralen Fahrauftragspool und trifft mit seinen Optimierungsalgorithmen immer die richtigen Entscheidungen.

Für diese Entscheidungen bedarf es einer erweiterten Lagertopologie, die neben Lagerplätzen auch eine genaue Ortsangabe sowie ein Wegenetz benötigt. Diese Aufgabe löst der FlexGuide RouteOptimizer auf grafische Art und Weise, indem auf eine 2D Karte Knoten mit Lagerplätzen gezeichnet werden. Diese werden mit Kanten als Fahrstraßen versehen, welche wiederum nur von bestimmten Ressourcentypen befahrbar sein können.

Transportleitsystem für Extended Warehouse Management (SAP EWM) - Intuitive Tourenplanung mit dem RouteOptimizer

Das Ergebnis ist ein Wegenetzwerk, das es dem System ermöglicht, die Entfernung zwischen zwei beliebigen Punkten unter Einhaltung von Kreuzungen, Kurven und Einbahnstraßen zu ermitteln. Und das wiederum ist die Basis für die Berechnung von Leerfahrten bei der Ermittlung der besten Ressource für einen Fahrauftrag.

Einsatz mehrstufiger Fahraufträge mit Ressourcentypwechsel

Durch dieses Wegenetzwerk ergeben sich implizite Ressourcentypwechsel, sprich mehrstufige Fahraufträge. Beispielsweise werden die Fahrstraßen in den Gassen eines Hochregals nur für Schmalgangstapler zugelassen, während auf dem Vorfeld außerhalb nur Frontgabelstapler fahren dürfen. Das System erkennt, dass eine Einlagerung vom Wareneingang ins Hochregallager nicht mit einem Fahrauftrag ausgeführt werden kann und splittet diesen am Vorfeldplatz vor der richtigen Hochregalreihe. Diese Mehrstufigkeit ist dabei nicht auf einen Split limitiert, sondern kann eine beliebige Anzahl von Fahraufträgen generieren, wenn dies nötig ist. Die implizite Mehrstufigkeit anhand des Wegenetzwerks kann zusätzlich durch ein explizites Customizing, den sog. „logistischen Routen“, ergänzt werden.

Diese Funktion ähnelt stark der der layoutorientierten Lagersteuerung aus SAP EWM. Über Customizing Tabellen kann dort eingestellt werden, dass sich Lageraufgaben aufgrund der gewählten Bedingungen (z.B. Von-/Nach-Lagertyp, Bewegungsart, etc.) an definierten Zwischenplätzen aufteilen. Das FlexGuide kann dieses eher umständliche und schnell unübersichtlich werdende Customizing durch die intuitive grafische Pflege im RouteOptimizer ersetzen, ohne dabei durch die Ergänzung durch logistische Routen an Flexibilität zu verlieren. Dabei ist dies keine Entweder- Oder Entscheidung. Das TLS ist ebenfalls in der Lage, die layoutorientierte Lagersteuerung und damit den Split der Lageraufgaben mit Fahraufträgen genauso abzubilden, wie es im Extended Warehouse Management eingestellt ist und es bei Bedarf sogar erweitern.

Lageraufgaben als Transportauftrag in SAP EWM

Apropos Fahraufträge: diese bilden das zentrale Element des FlexGuide und entsprechen einer Warenbewegung zwischen einem Von- und einem Nach-Platz. Die Fahraufträge entstehen entweder automatisch durch Buchungen im SAP System oder werden manuell durch Endbenutzer angelegt. Bei der Integration mit Extended Warehouse Management werden Lageraufgaben automatisch in Fahraufträge umgewandelt. Dazu wird die BAdi Implementierung zur Anlage einer SAP EWM Lageraufgabe durch einen Standardbaustein von Flexus erweitert und übernimmt alle wesentlichen Informationen wie Von- und Nach-Platz, Produktnummer, Menge, Gewicht oder HU-Typ in den Fahrauftrag. Der Fahrauftrag landet im Fahrauftragspool und wird dort vom Systemkern durch die Optimierungsalgorithmen effizient an Ressourcen verteilt. Der große Vorteil dieses zentralen Fahrauftragspools ist zudem, dass auch Fahraufträge aus anderen Quellen dort zentral abgelegt werden. Dies können andere SAP-Module wie WM, PP, IM oder IH sein oder aber manuell angelegte Fahraufträge ohne SAP Bezug. Häufig werden Bewegungen für Müll, Späne, Schrott oder Leergut nicht im Extended Warehouse Management abgebildet und müssen außerhalb des Systems bewegt werden. Je mehr dieser Bewegungen im Fahrauftragspool des FlexGuide landen, desto höher ist das Potential, Leerfahrten zu minimieren, indem intelligent Doppelspiele kombiniert werden.

Frontenddesign für optimale User-Erlebnisse

Der ganzheitliche Ansatz endet aber damit nicht, sondern schließt den Endbenutzer – sprich den Fahrer – mit ein. Dieser erhält eine Benutzeroberfläche, die so einfach wie möglich zu bedienen ist und sich optisch auf einem hohen Niveau bewegt. Hierfür bietet Flexus für die gängigsten Endgeräte und Betriebssysteme Softwareclients und Oberflächen unter anderem mit SAP Fiori an. Dazu gehören Windows 10 Fahrzeugterminals und Tablets sowie Smartphones und Tablets mit Android oder iOS. Auf diesen Endgeräten wird der Fahrer dialogbasiert von Auftrag zu Auftrag geführt, wobei ihm kontextsensitiv immer nur diejenigen Informationen angezeigt werden, die für die Erfüllung des aktuellen Auftrags benötigt werden. Auf Wunsch kann er sich eine 2D-Übersicht öffnen, die ihm seine aktuell bekannte Position, den Von- und Nach-Platz des aktuellen Fahrauftrags sowie die kürzeste Route dorthin anzeigt. Gerade bei neuen Mitarbeitern oder neu erstellten Lagerplätzen ist dies eine wertvolle Unterstützung. Quittiert ein Benutzer seinen zugewiesenen Fahrauftrag, der auf einer SAP Extended Warehouse Management Lageraufgabe basiert, wird diese im Hintergrund ebenfalls in Echtzeit quittiert.

Transportleitsystem für Extended Warehouse Management
(SAP EWM) - Kartenübersicht
Transportleitsystem für Extended Warehouse Management
(SAP EWM) - Staplerdialog Auftrag fahren

Fazit

Das FlexGuide schafft damit eine sinnvolle Erweiterung zum Extended Warehouse Management (SAP EWM) und grenzt sich dagegen auch bewusst scharf ab. Bisher umgesetzte Kundenprojekte können auf ein bereits vorhandenes und laufendes EWM System aufsetzen. Als Gegenpart dazu wird in einem Migrationsprojekt auf SAP EWM das TLS direkt in der Konzeptphase inkludiert und reiht sich dann nahtlos in bestehende Prozesse ein.

Wie auch SAPs Geschichte hin zu Extended Warehouse Management einige Meilensteine erreichte, hat sich auch das FlexGuide mit vielen zusätzlichen Add-Ons und innovativen Technologien weiterentwickelt. So kann eine dynamische Routenzugsteuerung integriert werden, die das System um GLT- oder KLT-Routenzüge (Großladungsträger/Kleinladungsträger) erweitert. Fahrerlose Transportsysteme verschiedener Hersteller können über eine standardisierte Schnittstelle angebunden werden. In vielen Bereichen gibt es bereits die ersten künstlichen Intelligenzen, die auf Basis von Vergangenheitsdaten bessere Entscheidungen treffen können. Der Einsatz dieser innovativen Technologien wird auch in Zukunft dafür sorgen, dass das FlexGuide auf dem neusten Stand der Technik ist und einen spürbaren Mehrwert für Kunden bietet.

Expertennetzwerk EWMinds

Gemeinsam mit unseren Partnern Priotic GmbHIT-Forum und OPAL Associates Holding AG bieten wir im Expertennetzwerk EWMinds die komplette Abwicklung von Logistikprozessen mit SAP Extended Warehouse Management an. Als Business Suite Anbieter beraten wir unsere Kunden ganzheitlich bei der Migration oder Neuimplementierung von SAP EWM mit eigenen SAP Add-Ons, Tools und Hardware.

Extended Warehouse Management (SAP EWM) - EWMinds Logo

Autor C. Zerbes

Autor – Christian Zerbes

Head of Transport Systems

Im Rahmen seiner Tätigkeit bei Flexus setzt er erfolgreich Projekte im Bereich Transport Systems um. Projekte reichen von der Implementierung eines einfachen Staplerrufsystems bis zur volldynamischen Steuerung unterschiedlichster Ressourcen wie Routenzüge, Stapler oder fahrerlose Transportsysteme.