Die sogenannten Meldepunkte sind essenziell bei der Arbeit mit einem Materialflusssystem. Ein Meldepunkt ist ein Punkt auf der Fördertechnik, an dem SAP EWM und die speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) Informationen austauschen, wie z. B. den Verfügbarkeitsstatus, den Startpunkt oder den Zielpunkt einer Lageraufgabe.
Der Meldepunkt gehört damit zu den relevanten Objekten des Aufbaus eines MFS. Welche Objekte es insgesamt gibt, haben wir in einem vorangegangenen Blogbeitrag bereits erläutert. Heute soll es konkret darum gehen, welche Rolle ein solcher Meldepunkt im MFS spielt und wie er im SAP System definiert und gepflegt werden kann, um ihn zu verwenden.
Meldepunkte im SAP EWM MFS
Wie bereits angerissen, ist der Meldepunkt ein Punkt auf der Fördertechnik, an dem EWM und die SPS Informationen austauschen. Ein Meldepunkt ist dabei immer genau einer SPS zugeordnet. Das EWM System bildet einen Meldepunkt immer auch als Lagerplatz ab, das heißt jeder Meldepunkt ist zugleich ein Lagerplatz – aber nur die Lagerplätze auf der Fördertechnik sind zugleich Meldepunkte. Diese eindeutige Zuordnung geht somit nur in eine Richtung und „normale“ Lagerplätze im Lager haben entsprechend keinen Meldepunkt.
Eigenschaften von Meldepunkten
Wie auch Lagerplätze im EWM können auch Meldepunkte eine Kapazität als Eigenschaft aufweisen. Diese gibt an, wie viele Handling Units (HUs) gleichzeitig auf diesem zulässig sind. Dabei werden auch ankommende oder abfahrende HUs in Berücksichtigung gezogen.
Als weitere wesentliche Eigenschaft gilt der Verfügbarkeitsstatus. Dieser gibt z. B. an, ob ein Meldepunkt seitens der SPS oder manuell über den Lagerverwaltungsmonitor gesperrt wurde. Welche Möglichkeiten übrigens der Lagerleitstand im MFS und damit auch im Lagerverwaltungsmonitor hat, haben wir im zugehörigen Beitrag erläutert.
Im Folgenden sehen Sie eine Grafik mit einer Fördertechnik und deren Meldepunkte als Beispiel:
Sinn und Zweck der Meldepunkte
Während ihres Transports durch das Lager befinden sich die Handling Units (kurz HUs) immer auf definierten Lagerplätzen. Jeder Ort, an dem sich eine HU aufhalten kann, muss somit als Lagerplatz im System hinterlegt sein – und damit eben auch der Meldepunkt.
In einem automatisierten Lager bewegen sich die HUs von einem Meldepunkt zum nächsten. Meldepunkte können als zusätzliche Attribute von Lagerplätzen vorgestellt werden. Sie markieren alle relevanten Positionen innerhalb der Anlage, an denen eine Aktion durch SAP EWM erforderlich ist, beispielsweise:
- Weichenentscheidungen zur Festlegung der weiteren Transportrichtung
- Prioritätensteuerung zur Berücksichtigung von Kapazitätsengpässen
- Ressourcenwechsel, etwa bei der Übergabe einer HU von einer SPS zur nächsten oder von einer Förderstrecke auf eine Ressource und umgekehrt
Es muss beachtet werden, dass die Anzahl der Meldepunkte ein wesentlicher Faktor für die Systemperformance darstellt. Je mehr Meldepunkte vorhanden sind, desto mehr Transportschritte müssen durch SAP EWM gesteuert werden – was wiederum zu einer erhöhten Anzahl von Lageraufgaben, häufigeren Quittierungen und intensiverer Kommunikation mit der SPS führt.
Meldepunkte und Meldepunktarten im Customizing
Meldepunkte und Meldepunktarten können im Customizing unter MFS definiert werden.
Meldepunktarten: Meldepunkte können mit unterschiedlichen Meldepunktarten charakterisiert werden. Dies wird später dazu genutzt, die Verarbeitung von eingehenden Telegrammen zu unterscheiden. Jeder Meldepunkt ist von einer bestimmten Meldepunktart. So können Sie z. B. eine Meldepunktart für Identifikationspunkte (Punkte der Lagerplatzvergabe) oder eine für Scannermeldepunkte definieren. Die Meldepunktart beeinflusst neben der Telegrammart die MFS-Aktion, die das System bei diesem Meldepunkt auslöst. Eine Aktion kann z.B. sein, einen Transportauftrag zu erstellen, Materialien auf einen Lagerplatz zu stellen oder Fehler zu identifizieren. Jede Meldepunktart kann zudem ihre eigene Ablauflogik haben.
Es empfehlen sich die folgenden Meldepunktarten als Grundlage zu verwenden:
- Meldepunkt
- Identifikationspunkt
- Kommissionierpunkt
- Scanpunkt
Im Customizing finden sich die Meldepunkte unter SCM Extended Warehouse Management > Materialflusssystem (MFS) > Stammdaten. Hier lassen sich zunächst die Meldepunktarten unter „Meldepunktarten definieren“ definieren:
Danach kann im Punkt darunter „Meldepunkt definieren“ die einzelnen Meldepunkte definiert werden. Hier gibt es bereits deutlich umfassendere Einstellungen.
Jedes einzelne Feld möchten wir an dieser Stelle nicht erläutern, aber beispielsweise einige Einstellungen herausnehmen und erklären:
- MP Art: Hierüber lässt sich eine spezifische Verarbeitung von SPS-Telegrammen steuern. Denn ein Scannertelegramm für einen I-Punkt muss etwa anders verarbeitet werden als ein Scannertelegramm, das beispielsweise nur der Materialflussverfolgung dient. Beim Definieren der MFS-Aktionen können je Telegrammtyp und Meldepunktart die Folgeverarbeitung eingestellt werden
- Klärplatz: Zeigt an, dass es sich um einen Klärplatz auf der Fördertechnik handelt
- Scanner: Zeigt an, dass dies ein Scanner-Meldepunkt ist
- Einlagerprozessart: Einlagerprozessart kann auch am Meldepunkt hinterlegt werden; diese ist etwa an I-Punkten sinnvoll und hat Einfluss auf die Einlagerstrategie
- Kapazität: Anzahl der HUs, die sich gleichzeitig auf diesem MP befinden oder dorthin beauftragt werden dürfen (abhängig vom Kapazitätsmodus)
- Kapazitätsmodus: Steuert die Art der Kapazitätsprüfung
Wie immer im EWM Umfeld müssen nicht alle Werte gesetzt werden – es sind jedoch sehr umfangreiche Einstellungen möglich, wenn diese gebraucht werden. Am Ende können die definierten Meldepunkte in der Übersicht eingesehen werden.
Meldepunkte halten die vom MFS benötigten zusätzlichen Attribute von Lagerplätzen, die sich auf der Fördertechnik befinden.
Lagerplätze den Meldepunkten zuordnen
Dazu müssen die Lagerplätze müssen nun den Meldepunkten zugeordnet werden. Weil die Lagerplätze Anwendungsdaten sind, geschieht dies im Anwendungsmenü unter dem Pfad Extended Warehouse Management > Stammdaten > Materialflusssystem(MFS) > Meldepunkte pflegen bzw. direkt über /SCWM/MFS_CP – Meldepunkte pflegen.
Speziell für Scanner-Meldepunkte muss zusätzlich in der letzten Spalte „Packmittel“ eine Packmittel-Materialnummer angegeben werden, mit der im Falle der Anmeldung unbekannter HUs oder NoRead-Meldungen sogenannte Pseudo-HUs angelegt und ausgeschleust werden können.
Beispiel eines Prozesses mit Meldepunkten
Zuletzt möchten wir zur besseren Vorstellung des Ganzen einen Beispielprozess vorstellen:
In einem klassischen Kommunikationsprozess bewegt eine Förderanlage eine gewisse HU beispielsweise zu einem Scanner. Dieser konkrete Punkt ist im MFS eben als Meldepunkt definiert und gehört zur Meldepunktart „Identifikationspunkt“, welche zuvor erläutert wurde. Sobald die HU den Scanner erreicht, wird deren HU-Nummer gelesen und wird mit dem Meldepunktnamen an das SAP EWM übermittelt. EWM führt die Aktion für die jeweilige Telegrammart, also in diesem Fall ein Scannertelegramm, aus. Diese Aktion ist in diesem Fall die Lagerplatzsuche. Um zu diesem Lagerplatz zu gelangen, ermittelt das System das nächste Zwischenziel und übermittelt ein sogenanntes Transportauftrags-Telegramm an die SPS mit der Anweisung die HU an den nächsten weiterzubewegen. Diese führt die SPS auch entsprechend aus. Im weiteren Verlauf kommt die HU am angegebenen Ziel an, worauf die SPS den Transportvollzug an EWM meldet. Die HU wird auf diesen Meldepunkt umgebucht und das nächste Zwischenziel ermittelt. Falls der nächste Meldepunkt aktuell keine Kapazität hat oder eine Ausnahme vorliegt, hält EWM die entsprechende Lageraufgabe für die SPS zurück. Ansonsten wird der Prozess fortgesetzt, bis die HU den Ziel-Lagerplatz erreicht hat, der am Identifikationspunkt ermittelt wurde.
Fazit
Mit diesem Beitrag konnten wir hoffentlich Ihr Wissen rund um die Meldepunkte mit SAP MFS erweitern. Da die Meldepunkte essenziell für das Materialflusssystem sind, sollte ein durchdachtes Konzept erstellt werden. So kann garantiert werden, dass es genügend, aber eben auch nicht zu viele Meldepunkte sind und somit die Performance stimmt sowie die Abläufe korrekt erfolgen können.
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