Mit der Ankündigung von SAP Warehouse Robotics for EWM steigt SAP auch in den Markt von Fleet Managern für mobile und automatisierte / autonome Roboter ein. Kunden fragen sich natürlich, welche Vorteile dieses Add-On zu bestehenden Fleet Managern hat und ob es sich lohnt, darauf umzusteigen. Wir vergleichen unser Flexus AGV-Hub mit SAP EWM Warehouse Robotics und zeigen Ihnen, wo die Stärken der jeweiligen Systeme liegen.
Architektur des Flexus AGV-Hubs vs. SAP EWM Warehouse Robotics

Beide Systeme werden auf der Business Technology Platform (BTP) von SAP installiert und an das SAP Backend System über einen sog. Cloud Connector verbunden. Der Vorteil liegt in der modernen Programmier- und Laufzeitumgebung sowie der Möglichkeit, einfach externe Systeme wie AGV-Hersteller anzudocken.
Warehouse Robotics von SAP setzt nochmal ein sog. „Edge Device“, also einen kleinen Computer mit Software auf dem Fahrzeug voraus. Dadurch kann dieser innerhalb bestimmter Grenzen Aufträge cachen, um sie auch bei abgebrochener WLAN Verbindung weiterbearbeiten zu können. Dagegen arbeitet das Flexus AGV-Hub als reine Onlinelösung immer in Echtzeit, benötigt dafür allerdings auch keine Zusatzhardware.
An beide Systeme lassen sich passende AGVs per VDA5050, der Standardschnittstelle vom VDA (Verband der Automobilindustrie) / VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) ohne zusätzliche Programmierung anbinden. Darüber hinaus bietet das Flexus AGV-Hub bereits einen fertigen Vendor Connector für MiR und in Q2/2023 einen für Agilox an. Für Warehouse Robotics von SAP ist bisher die Anbindung von MiR in Planung, allerdings ohne konkretes Fertigstellungsdatum.
Fahraufträge des Flexus AGV-Hubs vs. SAP EWM Warehouse Robotics

Eine der Hauptaufgaben beider Systeme ist es, entstehende Fahraufträge auf die AGVs zu verteilen. Diese können aus verschiedenen Quellen entstehen. Während bei SAP Warehouse Robotics nur EWM Lageraufgaben an die mobilen Roboter weitergegeben werden können, kann das Flexus AGV-Hub in Verbindung mit dem FlexGuide Transportleitsystem zusätzlich WM Transportaufträge, PP Rückmeldungen und MM Materialbelege verarbeiten und zu Fahraufträgen umwandeln. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, manuelle Fahraufträge über eine API für Fremdsysteme oder Fiori Apps anzulegen.
Beim Fehlerhandling können beide Systeme mit EWM Exception Codes arbeiten, wenn Lageraufgaben nicht quittiert werden können, sei es, weil das Material nicht gefunden wurde oder der Abstellplatz voll ist. Zusätzlich hat das Flexus AGV-Hub die Möglichkeit, auch unabhängige Störgründe zu setzen, die wiederum andere Folgeaktionen wie eine Email triggern können. Eine Mehrstufigkeit von Fahraufträgen beherrschen beide Systeme, wobei sich die Pflege des grafischen Layouts durch den RouteOptimizer einfacher für den Endanwender gestaltet.
Leitstand des Flexus AGV-Hubs vs. SAP EWM Warehouse Robotics

Mit einem tabellenbasierten Fiori Leitstand bieten beide Systeme die Möglichkeit, den laufenden Betrieb zu überwachen. Darin wird der Status aller Fahraufträge und Fahrzeuge angezeigt. Im Notfall kann der Benutzer im Flexus AGV-Hub über Instant Actions auch direkte Befehle an ein Fahrzeug schicken. Darüber hinaus wird ein 2D Leitstand als Fiori App angeboten, die die Live Koordinate aller Fahrzeuge auf der Karte anzeigt.
Ein großer Vorteil in Verbindung mit dem FlexGuide Transportleitsystem ist die dynamische Optimierung aller Fahraufträge nach verschiedenen Kriterien. Dabei werden sowohl die Entfernung, Wartezeit und Fälligkeit berücksichtigt, um eine möglichst effiziente Abarbeitung aller Aufträge zu gewährleisten. Ein Leitstandsmitarbeiter hat außerdem die Möglichkeit, einzelne Fahraufträge manuell zu priorisieren oder direkt einem Fahrzeug zuzuweisen. Nicht zuletzt bildet das FlexGuide immer dann, wenn es sinnvoll ist, Doppelspiele, um die Leerfahrt noch weiter zu minimieren.
Weitere Informationen zu beiden Systemen

Das Flexus AGV-Hub bietet eine Simulation von Szenarien an, mit der man mit vorgegebenen Fahrauftragsdaten die Abarbeitung sowie das Verkehrsmanagement simulieren kann. Damit lässt sich eine Aussage treffen, wie viele Fahrzeuge für ein typisches Szenario benötigt werden, wie die Auslastung aller Fahrzeuge und wie hoch der Anteil an pünktlichen Fahraufträgen ist.
Auch während eines Livebetriebs könnte anhand der Simulation ausprobiert werden, wie sich potenzielle Änderungen der Gewichtungsparameter der Optimierungsalgorithmen auswirken, bevor sie im Produktivsystem angepasst werden. Apropos KPI: hier bietet das Flexus AGV-Hub bereits eine Vielzahl von KPI von Haus aus an, die in Warehouse Robotics bisher nur angekündigt sind.
Beim Batteriemanagement verfügen beide Systeme über ein einfaches Konzept mit Schwellwerten des Ladezustands, die bei Unterschreitung das Fahrzeug zur Ladestation schicken, bis es wieder einen oberen Schwellwert erreicht. Noch in 2023 ist im Flexus AGV-Hub ein dynamisches, intelligentes Batteriemanagement geplant, welches abhängig von der aktuellen Auftragslast und des Gesamtbatterielevels der Flotte entscheidet, ob Fahrzeuge frühzeitig geladen werden, um bei höherer Auftragslast zur Verfügung zu stehen.
Fazit:
Die Ankündigung von SAP hat den Markt für Flottenmanager erreicht, ohne ihn zu erschüttern. Am Beispiel des Flexus AGV-Hubs ist gut zu erkennen, welche Vorteile dieses im Vergleich zu Warehouse Robotics hat. Gleichzeitig belebt diese Ankündigung den Markt auch, denn Konkurrenz belebt das Geschäft und führt dazu, dass es noch wichtiger ist, Features auszubauen und auf Kundenanforderungen zu reagieren.

Autor – Christian Zerbes
Head of Transport Systems
Im Rahmen seiner Tätigkeit bei Flexus setzt er erfolgreich Projekte im Bereich Transport Systems um. Projekte reichen von der Implementierung eines einfachen Staplerrufsystems bis zur volldynamischen Steuerung unterschiedlichster Ressourcen wie Routenzüge, Stapler oder fahrerlose Transportsysteme